Ganz genau nimmt Drehbuchautor Steven Knight die reale Vorlage nicht: Catherine Weldon hieß in Wahrheit Caroline. Bevor die Malerin aus New York in South Dakota als Aktivistin in der National Indian Defense Association unbeirrbar für die Rechte der Indianer kämpfte, war auch nicht ihr Mann gestorben. Nein: Weldon brachte das Kind eines – anderen – verheirateten Mannes zur Welt, was 1876 einen mittelgroßen Skandal auslöste.


Dennoch ist dieses Biopic-Drama über ein dunkles Kapitel US-Geschichte, das Rache-Massaker Wounded Knee der US-Armee 1890, mehrfach beachtenswert. Denn die Titelheldin ist eine Frau, eine Zugereiste. Eine, die aus der Ferne vom Freiheitskampf der Lakota-Indianer fasziniert war. Und eine, die 1889 den langen Weg Richtung Westen aufnahm, um deren Ikone, Häuptling Sitting Bull (Michael Greyeyes), zu malen.

Staub im Haar, Hass in den Augen


Hier entlässt Regisseurin Susanna White Titelheldin Jessica Chastain („Take Shelter“) in die Wildnis: Der Zug rattert in betörende Sonnenuntergänge. Das Bild aber trügt: Bald steht Catherine in einem hochgeschlossenen Kleid deplatziert mitten in der Prärie. Sie ist von allen unerwünscht, wird verachtet, schon im Speisewaggon wurde sie vom brüsken Colonel Grove (Sam Rockwell) angemault.
„Die Frau, die vorausgeht“ erzählt bildgewaltig und mit einer erstklassigen Darstellerriege von der Emanzipation einer Frau, von Streit um Land und von Gleichberechtigung. Der Staub im Haar, der Hass in den Augen, die Verzweiflung in den Körpern – all das wird körperlich spürbar. Die eine oder andere Klischeefalle vermag White leider nicht zu umschiffen, sie setzt zudem verstärkt auf die Liebesgeschichte zwischen Weldon und dem Häuptling. Auch in diesem Punkt bleibt das Drehbuch vage: Die Pionierin wurde nicht wegen ihrer Liebe aktiv, sondern weil sie es wollte. Das zu zeigen hätte schon gereicht.