Rückkehr zum Land der Pinguine

2006 gewannt der Filmemacher und Polarforscher Luc Jacquet für „Die Reise der Pinguine“ den Oscar für den besten Dokumentarfilm. Nun kehrt er fast zwanzig Jahre später in die Antarktis zurück. Der deutsche Titel mag hier etwas irreführend sein. Auch wenn wieder seine geliebten Kaiserpinguine zu sehen sind, so heißt der im Französischen „Die Reise zum Südpol“. Und darum geht es im Großen und Ganzen auch. Mit dem südlichsten Zipfel Chiles als Startpunkt, erkundet Jacquet die mächtigen Eismassen, die unberührte Stille des südlichen Kontinents, die vielfältige Fauna, die sich durchbeißt, und seine fragile Menschlichkeit im Anblick dieser Naturgewalt. Voll gepackt mit kunstvollen Schwarz-Weiß-Bildern und akustisch unterlegt mit einem poetischen Gedankenstrom Jacquets ist der Film vielleicht schwerer zugänglich als sein Vorgänger. Aber er ist ein Erlebnis, ein emotionaler Liebesbrief an den weißen Kontinent. (SG) ●●●●○

Zum Film der Woche: „Bob Marley One Love“

Stella. Ein Leben

Sie war eine Jüdin, die Juden verriet. Ein Holocaust-Opfer und eine Täterin. Kilian Riedhofs Film „Stella“ erzählt die Geschichte von Stella Goldschlag (1922–1994). Es ist die dritte Annäherung an die Figur im Kino – und sie ist nicht unproblematisch.

Das Publikum lernt Stella 1940 als Sängerin kennen, die vom Broadway träumt. Drei Jahre später: Zwangsarbeit in einer Waffenfabrik, SS-Razzia. Stella lebt mit ihren Eltern in einem Versteck, ein Wehrmachtsoffizier, der sie anhimmelt, besorgt ihr falsche Pässe. Doch Stella fliegt auf, wird abtransportiert, von der Gestapo gefoltert.

Sie lässt sich auf einen Deal ein: wird schlussendlich zur Greiferin. Eine Todgeweihte liefert andere Todgeweihte aus. Die Kamera bleibt nah an ihrem Gesicht, an ihrem Körper und an der fantastischen Schauspielerin Paula Beer. Doch selbst diese wirkt am Ende mit aller darstellerischen Ambivalenz fehl am Platz zwischen der formelhaften und pathetischen Erzählung mit Kalkül. (JS) ●●●○○

Geliebte Köchin

Frankreich im 19. Jahrhundert. Die Köchin Eugénie (Juliette Binoche) steht seit 20 Jahren im Dienst des Gastronomen Dodin Bouffant (Benoît Magimel). Gemeinsam kochen sie die extravagantesten Gerichte. Dodin würde Eugénie gerne heiraten, aber diese liebt ihre Freiheit. Als sie aufgrund von Schwächeanfällen das Bett hütet, beschließt der Hausherr, sie mit einem besonderen Gericht zu umwerben. Regisseur Trần Anh Hùng versteht es, in der handlungsarmen Geschichte, die vor allem von der Diskussion über das Essen lebt, eine goutierende Poesie einzuweben. Die Speisen sehen vorzüglich aus, man fühlt sich fast, als wäre man mit den Figuren in der Küche. Ein Film für anspruchsvolle Gourmets. (SG) ●●●●○