Als Nikolaus Harnoncourt im März 2016 starb, hinterließ er bei der eigens für ihn gegründeten Styriarte eine Riesenlücke, von der man wusste, dass sie nicht mehr zu schließen ist. Also orientierte man sich bei den Festspielen nach dem Verlust des prägenden Dirigenten neu und besann sich dazu unter anderem eines anderen Genius Loci – Johann Joseph Fux, in Hirtenfeld bei Graz geboren.

„Wir wollen zeigen, welchen Schatz wir an ihm haben, ihn heben und der Welt schenken“, sagte Huber 2017 bei der erstmaligen Präsentation der Idee, künftig Musiktheaterwerke des Barockkomponisten in einer mehrjährigen Serie zu Kernstücken des Festivals zu machen. Sechs Geschenke sind es, wie damals versprochen, geworden: vom Auftakt mit der frühesten erhaltenen Oper „Julo Ascanio. Re d’Alba“ über „Dafne in Lauro“, „Gli Ossequi della Notte“ und „Psiche“ bis zu „La Corona d’Arianna“, im Vorjahr von Adrian Schvarzstein köstlich als Barock’n’Roll-Burleske inszeniert (und übrigens auf Video auf der Homepage nachzusehen).

Insgesamt 18 Opern standen zur Auswahl. Huber und sein Team erkoren für heuer die größte und prächtigste: „Costanza e fortezza“. Vor exakt 300 Jahren wurde diese fünf Stunden dauernde Festa teatrale anlässlich der Krönung Kaiser Karls VI. zum König von Böhmen mit Riesenbesetzung in einem gigantischen Freilichttheater im Hof des Hradschin in Prag uraufgeführt. Für die Styriarte gab es die Oper, benannt nach dem lateinischen Habsburger-Wahlspruch „Constantia et Fortitudo“, also „Kraft und Beständigkeit“, nun quasi in einem 75-minütigen Wandertheaterformat. Die ausgewählten Arien und Chöre ließen auch in der von Wolfgang Atzenhofer nur ganz zart in Szene gesetzten Miniversion im Hof von Schloss Eggenberg ahnen, was die kaiserliche Gesellschaft damals bestaunen und bejubeln durfte: große Oper, nicht nur von der gigantischen Aufführung her. Innige Melodien, kühne Wendungen, spritzige Dramatik, raffinierte Instrumentierung: Ja, Fux, der oft Verkannte, war ein wahrer Meister.

Alfredo Bernardini, der wie bei allen vorangegangenen Fux-Opern auch hier mit Präzision und Souveränität dirigierte, hatte neben seinem gewohnt galanten Barockorchester Zefiro ein feines Solistenquartett zur Hand: Marianne Beate Kielland und Valerio Contaldo sowie Monica Piccinini und Rafał Tomkiewicz gaben in Kostümen von Bettina Dreissger die beiden Liebespaare, die Rom gegen die anrückenden Etrusker heldisch verteidigen. „Make love, not war!“ im Originalklang sozusagen. Und János Mischuretz erzählte zwischendurch als Johann Joseph Fux von seinem Werk und seiner Zeit.

Ein schöner und würdiger Schlussstein im hoch zu lobenden Fux-Projekt der Styriarte.