„Der Komponist, Jazzmusiker und bildende Künstler Renald Deppe ist tot. Wie die Familie gegenüber Ö1 bestätigte, erlag er heute seinem schweren Krebsleiden“, heißt es auf der Homepage des ORF. Und Ö1-Modarator und Wegbegleiter Albert Hosp merkt an: „Wenn Renald Deppe - in letzter Zeit wegen seiner schweren Erkrankung immer seltener - das Saxofon ansetzte und Töne voll freudiger Musizierlust zum Klingen brachte, dann ließ er im Spiel das frohe Chaos spürbar werden, ohne dass es in der Kunst nun einmal nicht geht. Er war mit Sicherheit ein ungeheuer talentierter, faszinierender und liebenswerter Mensch“.

Renald Deppe, am 4. August 1955 in Bochum geboren, studierte an der Folkwang-Hochschule in Essen Klarinette, Klavier und Komposition und erhielt seine weitere musikalische Ausbildung in Berlin und an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. Er war Musiker, Komponist und Gründer sowie Leiter verschiedenster Festivals. Als Saxofonist und Klarinettist arbeitete er sowohl solo als auch in Ensembles in den Bereichen der klassischen, zeitgenössischen und improvisierten Musik.

Parallel zu seiner Tätigkeit als Veranstalter, Kurator und Konzeptionist von Musikprojekten abseits eines die Hörgewohnheiten bedienenden Mainstreams machte sich Deppe auch als Komponist durch zahlreiche Auftragswerke einen Namen. Arbeitsschwerpunkte seines kompositorischen Schaffens waren Kammermusik, Musiktheater, Graphische Notationsarbeiten, Interdisziplinäre Projektgestaltungen, Installationen und Klang-Graphein.

Als Gründer und künstlerischer Leiter zahlreicher Veranstaltungsreihen war er nach dem Studium aus seiner Wahlheimat Wien bald nicht mehr wegzudenken. Er entwickelte unter anderem die 1991 entstandenen Graben-Fest-Tage der ÖBV Wien und vor allem -  gemeinsam mit Christoph Huber und Mathias Ruegg - den 1994 ins Leben gerufenen Jazzclub Porgy& Bess ". Ab 1998 lehrte er an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und an der Anton Bruckner Universität Linz. Ab 1999 war Deppe Mitherausgeber der oberösterreichischen Kunstzeitschrift „Kursiv“. Deppe erhielt zahlreiche Einladungen zu internationalen Festivals (Saalfelden, Berlin, Moskau, Krakau, Budapest, Rom, St. Petersburg, Basel, Toronto, Helsinki, Bratislava...).

Die Musikdatenbank „Musica Austria“ verweist speziell auf Deppes 1992 gegründetes Ensemble "Capella con Durezza", das in variabler Besetzung zeitgenössische Künstler aus den unterschiedlichsten Domänen zusammenführte.“ Mit diesem erarbeitete er gezielt themenorientierte Programme (Kurt Weill, Charles Mingus, Bert Brecht, Duke Ellington, Zweite Wiener Schule, Bundeshymne, deutscher Schlager, Hugo Wolf etc.), bei denen neben Jazz-Versatzstücken Prinzipien der Neuen Musik und deren Improvisationstechniken auch Multimedia-Techniken (Film, Literatur, Performance) zum Einsatz kamen“. Renald Deppe habe dies selbst augenzwinkernd als "Kulturspektakelkonfigurationsmusik - die Anordnung und wechselseitige Beziehung verschiedener Einzelerlebnisse in einem zusammenhängenden Sachverhalt" bezeichnet.

In memoriam Renald Deppe: Am Dienstag 30.5., 19:30-22:00 gestaltet Marie-Therese Rudolph eine Nachrufsendung auf Ö1.