Es wird so etwas wie eine Doppelpremiere für Julia Stemberger sein, wenn sich am Donnerstag am Stadttheater der Vorhang zu Michael Frayns Komödie "Der nackte Wahnsinn" heben wird. Denn sie steht zum ersten Mal auf der Bühne "dieses wunderschönen Hauses" und freut sich, dass sie "endlich einmal eine Komödie spielen kann", wie sie im Gespräch erzählt.

Vielseitigkeit ist ihr Markenzeichen: Julia Stemberger ist bekannt von Film und Fernsehen, steht regelmäßig auf der Bühne (Theater in der Josefstadt, Festspiele Reichenau u.a.), spielt in Musicals ebenso wie in klassischen Dramen, hat Lesungen mit Musik im Programm und Familienproduktionen mit ihrer Schwester Katharina Stemberger, ihrer Mutter Christa Schwertsik und Stiefvater Kurt Schwertsik (mit einer Herzmanovsky-Orlando-Produktion war sie vor Jahren auch einmal in Klagenfurt). "Manchmal ist es schon ein bissl viel", lacht sie, "so als ob ich fünf Töpfe auf dem Herd stehen habe und aufpassen muss, dass nichts anbrennt!" Doch gerade diese Vielseitigkeit ist es, für die ihr Herz schlägt: "Jedes dieser Genres innerhalb meines Berufes erfordert etwas anderes, das ist sehr schön."

Ihre musikalische Ader kommt ihr bei der aktuellen Stadttheater-Produktion zugute: Michael Frayns "witzige Liebeserklärung ans Theater" ist für Julia Stemberger "fast eine musikalische Herausforderung. Du darfst dich nicht eine Sekunde nicht konzentrieren, sonst bist du schon zu spät. Wir müssen richtig gut miteinander musizieren, das ist eine wunderbare Partitur, die Frayn geschrieben hat."

In der Komödie ("Der nackte Wahnsinn") rund um eine Tournee-Theaterproduktion ("Nackte Tatsachen") mit vielen zwischenmenschlichen Verwicklungen wird temporeich das wachsende Chaos vor und hinter den Kulissen gezeigt. Die Rolle der Dotty ist für Julia Stemberger gleich noch eine Premiere: "Im dritten Akt ist meine Figur ein absolutes No-Go, weil sie sich total zudröhnt und völlig ausfällt", schmunzelt sie.

"No-Gos" im realen Bühnen- und Film-Business sind für sie toxische Beziehungen und MeToo-Erlebnisse, die sie nach eigenen Worten auch kennt: "Das erzeugte so eine Einsamkeit, weil man sich als Betroffene nicht traute, den Mund aufzumachen. Damals gab es niemanden, an den ich mich wenden konnte." Dass heute übergriffiges Verhalten geahndet und nicht mehr als Kavaliersdelikt abgetan werde, sei wichtig - nicht zuletzt "für unsere Kinder, denen wir Zivilcourage vorleben sollten."