Einem Bonmot von Enrico Caruso zufolge wäre "Il trovatore" ganz leicht zu besetzen, man bräuchte dafür nur die vier besten Sänger der Welt. Vielleicht doch etwas sehr hoch gegriffen, aber unbestritten ist, dass die Partitur von Giuseppe Verdi enorme Anforderungen an die Hauptpartien stellt, für die es nicht leicht ist, adäquate Besetzungen zu finden. Dem Laibacher Opernhaus ist dieses Kunststück bei der Neuproduktion dieses Meisterwerks überwiegend gelungen, denn die meisten Protagonisten spielen durchaus in der sängerischen Oberliga mit.


Ursprünglich wollte der italienische Maestro die Figur der Azucena in den Mittelpunkt stellen und die Oper nach ihr benennen: Shay Bloch wird dieser Aufgabe voll gerecht und füllt sie nicht nur mit ihrer Riesenstimme, sondern auch mit großer Bühnenpräsenz sowie glühender, gestalterischer und dämonischer Kraft aus. Ihr ebenbürtig ist Leyla Martinucci als glockenreine, ungemein innige, in den Koloraturen sehr flexibel singende Leonore. Ivan Defabiani punktet als Titelheld Manrico mit strahlender Höhe und großem Volumen. Er sollte jedoch nicht überwiegend im Dauerforte singen, denn dadurch kommen ihm viele leise Töne und Feinheiten der Partie abhanden. Trefflich gelingt ihm die berühmte Stretta "Di quella pira", worin er die Flammen des Scheiterhaufens besonders packend lodern lässt. Ivan Andres Arnšek ist ein leider unschön timbrierter Luna, dem es an edler Stimmfärbung fehlt. Sehr gut disponiert ist das Orchester der Laibacher Oper unter Roberto Gianola, der alle Facetten der Partitur auslotet. Auch die Tempowahl und die Balance sind vom Dirigenten klanglich delikat abgestimmt.

Personenführung ist kaum zu erkennen

In einer Felsenlandschaft mit schwebenden Planeten und viel undifferenziertem, buntem Geflacker im Hintergrund (Bühne: Vasilija Fišer) wird diese krude, schauerliche Geschichte von Kindesraub und Brudermord, Liebe, Eifersucht und Rache erzählt. Allerdings lässt die Inszenierung von Yulia Roschina eine Personenführung kaum erkennen. Sie wirkt recht statisch, unbestimmt und es wird viel zu wenig auf die inneren Emotionen der Protagonisten Bedacht genommen. Die hochgefahrene Unterbühne wird vielfach für die meist unbeweglichen Auftritte des prägnant und homogen singenden Chores benützt. Großer Jubel!