Die Welt ist am Limit. Alles muss immer mehr, größer, schneller, tiefer werden. Die Containerschiffe ebenso wie die Paläste der Herrschenden. Ein von Stalin einst in Auftrag gegebener, aber nie errichteter Prunkbau der Sowjets ist das Vorbild für eine Installation im vierten Raum der Ausstellung"nevertheless. nichtsdestoweniger" von Ines Doujak im Museum Moderner Kunst Kärnten. Aus gesammeltem Verpackungsmaterial errichtete sie hier ein himmelstrebendes Hochhaus mit einem Astronauten auf der Spitze. Ein textiles Wandbild daneben thematisiert die "neue chinesische Seidenstraße" als Sinnbild für den globalen Kapitalismus. Neoliberale Marktwirtschaft, Rassismus, Kolonialismus, Klimakatastrophe sowie die Ausbeutung von Ressourcen und Menschen sind die Themen, mit denen sich die 1959 geborene Kärntnerin in dieser farbigen, düsteren Ausstellung beschäftigt.

Ausstellungsansicht
Ausstellungsansicht © MMKK

"Ihre Berichte sind Erzählungen des Widerstandes, vor allem von Frauen", erläutert MMKK-Direktorin Chrstine Wetzlinger-Grundnig beim Presserundgang. Es sind "die Landverteidigerinnen aus aller Welt", denen Ines Doujaks Aufmerksamkeit und Wertschätzung gilt.

Beim Eintritt passiert die Besucherin schon ein Bild am Boden, das die Schrecken der Gegenwart, von Waffen- und Organhandel über Prostitution bis zu Pandemien, illustriert. Diese "Verzweiflungsökonomie", die illegale Weltwirtschaft, bildet ein Netzwerk aus Abhängigkeiten und Bedingtheiten rund um den Erdball, das die Ausstellung sichtbar machen will.

Ausstellungsansicht von Ines Doujaks "nevertheless.nichtsdestoweniger"
Ausstellungsansicht von Ines Doujaks "nevertheless.nichtsdestoweniger" © MMKK

Es ist eine Welt, in der versklavte Frauen lieber zu Abtreibungskräutern greifen, bevor sie Kinder gebären, denen ein ähnliches Schicksal blüht. Eine Welt des Landraubs, der Vergiftung, des Verstummens, der Angst. Aber auch eine Welt der Hoffnung: In einem Raum ist eine Sammlung an Saatgut in ausgehöhlten Flaschenkürbissen ausgestellt — adrett arrangiert und mit Frauennamen beschriftet. Hier kann man in der Hollywood-Schaukel Platz nehmen und in einem Begleitbuch die Biografien der namengebenden, meist unbekannten Frauen nachlesen.

Zwei Arbeiten wurden extra für Klagenfurt angefertigt: Ein Nilpferd aus Gips, in Ägypten ein Symbol für Wiedergeburt, das hier auf einer Armeedecke steht. Und gleich im ersten Raum plätschert idyllisch ein Brunnen unter Bäumen vor sich hin — die einander umarmenden rosa Frauenfiguren in dessen Mitte und die rundumlaufende Sitzbank, die benutzt werden kann, stehen für Kommunikation und weibliche Solidarität.

Die Ausstellung ist ein starkes feministisches Statement, wie meistens bei Ines Doujak: Seit Jahren ist die Absolventin der Hochschule für angewandte Kunst in Wien international in wichtigen Ausstellungsinstitutionen und bei Biennalen vertreten. Zuletzt war eine umfassende Schau der Trägerin des Österreichischen Kunstpreises für bildende Kunst 2022 in der Kunsthalle Wien mit "Geistervölker" zu sehen (2021/22). Nach den sieben sinnlichen Wunderkammern der Hauptschau im MMKK laden noch sechs Räume zu einem neuen Blick auf die hauseigene Sammlung. Sie wird überraschend ergänzt mit Arbeiten von Doujak. Beeindruckend etwa, wie gut ihre Hyäne im Schnee zum Verschneiten Waldrand von Sebastian Isepp passt! Aber auch mit Maria Lassnig ergibt sich ein stimmiger Dialog.