Der Sparefroh hat wieder zugeschlagen“, titelt die „Österreichische Musikzeitschrift“. Es werde gerne und viel gespart in diesem Land, „vornehmlich an der falschen Stelle. Nun dreht man einer wichtigen ORF-Institution den Geldhahn ab, und das ist eine klare Absage an die Bildungsaufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“.

Aber nein, hier geht es (noch) nicht um das ORF Radio-Symphonieorchester Wien (RSO Wien), das im Zuge der Sparpläne aufgelöst werden soll. Der Artikel stammt aus 1995, und das damalige Sparopfer war der 1983 gegründete, von Erwin Ortner geleitete ORF-Chor. Heftige Aufschreie und Petitionen halfen nichts, der einzige Profichor Österreichs außerhalb von Musiktheatern, der sich vornehmlich der zeitgenössischen Musik gewidmet hatte, war tot.

Jetzt also der nächste Sterbefall? Der ORF denkt laut darüber nach, sein Radio-Symphonieorchester Wien loszuwerden. Nicht zum ersten Mal übrigens, wie sich der frühere Orchesterintendant Christoph Becher in der „neuen musikzeitung“ erinnert: „Schon 2009 sah sich der damalige Chefdirigent Bertrand de Billy genötigt, vom Podium weg eine Brandrede an das Publikum zu halten, die einen Empörungssturm der kulturellen Öffentlichkeit nach sich zog“. Das Vorhaben, das Orchester auszugliedern, konnten so abgewendet werden.

Ob das jetzt wieder gelingt, ist mehr als fraglich, obwohl es vom Kunstsenat bis zu den Musikuniversitäten einhellige Proteste gibt, Wien-Modern-Chef Bernhard Günther vom „Selbstmord des Kulturlandes Österreich“ spricht oder Salzburgs Festspielintendant Markus Hinterhäuser vor einem „beschämenden, nicht wieder gutzumachenden Vorgang“ warnt.