Über das menschliche Bedürfnis, etwas zu ordnen, lässt sich trefflich nachdenken in den Räumlichkeiten der Klagenfurter Stadtgalerie. "Das Auge versucht, im Chaos Konkretes zu finden", erläutert Kuratorin Pia Jardi beim Rundgang durch die faszinierende Schau. Konkrete und geometrische Kunst aus Österreich, der Slowakei und Ungarn wird dabei durch die Arbeiten von neun Künstlern verständlich gemacht, die ganz unterschiedliche Zugänge zum Thema haben. Wird ein Chaos, wenn man ordnend eingreift, klarer, konkreter?

Der Kärntner Claus Prokop, der von einem Aufenthalt im Krastaler Steinbruch eine "Krastaler Kiste" mitgebracht hat, weiß: "Dinge zu ordnen, gibt ihnen den Anschein einer Bedeutung." Es waren Zufallsfunde, die er gesammelt hatte: Kronkorken, Steine, Rindenstücke, Teile einer kaputten Glühbirne. "Auf rotem Samt gebettet bekommen sie eine andere Bedeutung, als wenn sie einfach im Dreck liegen."

Ein Einblick in die Ausstellung
Ein Einblick in die Ausstellung © Helmuth Weichselbraun

Eine andere Bedeutung bekommen auch die großformatigen Puzzles mit Reproduktionen berühmter Gemälde, die die Ungarin Hajnalka Tarr als Ausgangsmaterial für ihre Arbeiten nimmt. Anders als üblich angeordnet, erschafft die Künstlerin damit abstrakte, ästhetische Kompositionen. So wie auch die Österreicherin Adriana Czernin Ornamente eines Mosaiks aus einer Moschee in Kairo nahm, um aus deren Dekonstruktion geometrische, blumig wirkende Arbeiten zu konstruieren.

Während den Werken von György Varga die Struktur von Gittern zugrunde liegt, beeindrucken die zarten Arbeiten seines Landsmannes Levente Bálványos durch die wie zufällig hingeworfenen Bleistiftminen, die wie ein Mikado-Spiel wirken. Viktor Hulík aus der Slowakei arbeitet reduziert mit Dreiecken und Vierecken, ausschließlich in den Farben Schwarz, Weiß und Grau.

Vor allem im osteuropäischen, slawischen Raum sei die konkrete und geometrische Kunst beheimatet, erläutert Pia Jardi. Auch die Nähe zu Musik und Mathematik vieler Künstler sei auffallend. Schönes Beispiel dafür: die fast hundertjährige Ungarin Vera Molnár, eine Pionierin der digitalen Kunst, die auch Mathematik studiert hatte. "Sie hat schon Anfang der 60er-Jahre quasi mit Computern gearbeitet, als es noch gar keine Computer gab", schmunzelt Claus Prokop, dessen Arbeiten derzeit übrigens auch im Kunstraum Walker zu sehen sind.

Chaos & Ordnung, Klagenfurt, bis 30. 4., www.stadtgalerie.net