Schon seine erste Saison 2016 eröffnete Holger Bleck mit einer "Carinthischen Wassermusik", die damals der deutsche Komponist Renald Deppe beisteuerte – künftig sollten Kirchenoper und Carinthische Wassermusik abwechselnd auf dem Programm stehen. Die Carinthische Wassermusik 2018 wurde von der Südtiroler Komponistin Manuela Kerer komponiert, danach gab es – wohl auch pandemiebedingt – eine Pause. Mit der dritten Auflage nimmt Bleck nun Abschied vom Festival: Am 8. Juli eröffnet der CS mit "einer ganz und gar Carinthischen Wassermusik", für die der Autor Antonio Fian und der Saxofonist Wolfgang Puschnig eine Kurzoper geschrieben haben. Die führt heuer in die Ossiacher Tauern zur Filialkirche St. Anton und zum Tauernteich. Eine bekannte Kärntner Sage erzählt von einer Wassernixe, die das Tauernkirchlein zur Buße errichtet haben soll, um die Tötung eines jungen Fischers und seiner Frau zu sühnen. Inszeniert wird die Carinthische Wassermusik als Stationendrama, das von der Filialkirche bis zum Teich führt, der Eintritt ist frei.

Den Abschluss des Carinthischen Sommers macht dann am 29. August die WDR Big Band, das Jazz-Orchester von Weltklasse wurde schon mehrfach mit einem Grammy ausgezeichnet. Insgesamt steht das Programm heuer unter dem Motto "Lachen", das Holger Bleck dem Roman "Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen" von Philipp Weiss entnommen hat. "Es ist nicht immer einfach, herzhaft lachen zu können. Und es ist eine Herausforderung, dem Lachen in seiner unendlichen menschlichen Breite auf die Spur zu kommen, sei es im Leben, in der Kunst oder in der Musik", sagt Intendant Bleck. Unter anderem widmen sich die Carinthischen Musiksalons, die von Barbara Rombach-Kuderna kuratiert werden, diesem Thema. Mit dabei ist unter anderem das Acies-Quartett (15. Juli, Alban Berg Musikschule Velden).

Keine Erhöhung seit 2009

Insgesamt gehen 18 Konzerte in den Vorverkauf, drei weitere finden bei freiem Eintritt statt. Zu Beginn der Intendanz von Holger Bleck waren es noch 35 Konzerte. Die doch beträchtliche Reduktion erklärt er so: "Unsere Subventionen sind seit 2009 nicht mehr erhöht worden", inflationsbereinigt hätte sich der Wert fast halbiert. Bereits geplante Projekte, wie etwa mit dem Kärntner Sinfonieorchester, hätten daher abgesagt werden müssen. Immerhin: Mit sieben Konzerten ist der Carinthische Sommer noch vor Weihnachten in den Vorverkauf gegangen und der laufe "deutlich besser als in den letzten drei Jahren inklusive 2019", blickt Bleck hoffnungsvoll in die Saison. Das Budget beträgt jedenfalls rund 1,4 Millionen Euro, an Subventionen rechnet man mit rund 850.000 Euro. Aufgrund der Landtagswahl steht eine Subventionszusage des Landes allerdings noch aus.

Inhaltlich setzt Holger Bleck wieder auf einen Mix aus Klassik, Weltmusik und Jazz. Das Pre-Opening am 2. Juli etwa übernimmt der Jazzmusiker, Saxophonist und Klarinettist Ulrich Drechsler im Schau-Kraftwerk Techelsberg am Wörthersee. Wichtig ist Holger Bleck auch die Nachwuchspflege: "Ich sehe es als eine ganz wichtige Aufgabe von Festivals, jungen Menschen eine Plattform zu bieten." Zu diesen jungen Stars zählen die israelische Mezzosopranistin Maya Gour (16. Juli), die Klaviersolistin Anastasia Voltchok und das Noreia String Quartet.

Zu Gast sind heuer auch das "Orchestra della Svizzera italiana" mit der bereits erwähnten Pianistin Anastasia Voltchok, sie wird Ravels Klavierkonzert G-Dur spielen; am Pult steht Markus Poschner (18. August, Congress Center Villach). Der Pianist Rudolf Buchbinder präsentiert Beethovens Klaviersonate Nr. 23 f-Moll (9. August) und mit Albena Danailova schaut die erste Frau auf einer Konzertmeisterstelle der Wiener Philharmoniker vorbei, im Gepäck hat sie ihre Stradivari "ex Hämmerle" (23. August). Der französische Harfenist Xavier de Maistre spannt einen Bogen von Renaissance-Tänzen bis hin zur impressionistischen Klangwelt von Fauré und Debussy (12. Juli).

Kooperationen gibt es auch heuer wieder mit dem friulanischen Festival "Mittelfest", den "Carinthischen Dialogen" von 14. bis 16. Juli auf Schloss Bach (Motto: "Das Jahrzehnt der Transformation – Optimistische Perspektiven eines Umdenkens?") sowie dem niederösterreichischen Festival "Imago Dei" bei der Uraufführung von "Illuminations" von Tamara Friebel (27. Juli). Der alle zwei Jahre ausgeschriebene Nikolaus-Fheodoroff-Kompositions-Preis geht an die südkoreanische Komponistin Ji-Young Oh (Uraufführung am 24. August).

Bilanz am Ende der Saison

Eine Bilanz will Holger Bleck erst am Ende seiner letzten Saison ziehen, er habe aber jedenfalls jene "Dinge machen können, die ich mir erträumte". Der Weg seiner Intendanz sei "Vielfalt und Qualität gewesen", außerdem wollte er zeigen, dass es "über die klassische Musik hinaus viele spannende Genres gibt und es Spaß macht, diese Genres auch zu kombinieren".

Derzeit wird jedenfalls nach einer Nachfolge gesucht, sie sollte Ende März nach einem Hearing der drei bis fünf bestgereihten Bewerber (aus insgesamt 54 Bewerbungen) feststehen. Vertragsbeginn soll dann der 1. Jänner 2024 sein.