"Wenig Distanz ist für mich ein Ausdruck von Respekt", sagte Yulia Izmajlova im Jahr 2018 gegenüber der Kleinen Zeitung. Damit spielte sie auf das Konzept ihrer freien Theaterinitiative "Vada" an: Auf engstem Raum, im rund zehn Quadratmeter großen Jugendstiltheater im Klagenfurter Goethepark, zeigten sie ihre Stücke. Dann kam Corona und "es sind so schon lediglich zehn Plätze. Mit den Maßnahmen hätten wir gerade einmal vor einer Person spielen können", erzählt nun, fünf Jahre später, ihr Kollege und Lebensgefährte Felix Strasser.

Dass der Abstand gewahrt werden musste, hat den Verein besonders getroffen, denn "wir sind bewusst sehr nahe am Publikum." Während der Pandemie musste die Initiative also umdenken, doch im vergangenen Frühjahr konnte sie "wieder so richtig durchstarten und die Distanz abbauen."

Derzeit spielt "Vada" "Die Abendmahlsgäste" von Ingmar Bergman. "Es ist so konzipiert, dass es noch enger ist als normalerweise." Der Grund? Die Stühle wurden durch Kirchenbänke ersetzt. Strasser selbst verteilt Hostien und Wein an die Zuseher. "Ich war mir nicht sicher, ob sie diese Nähe annehmen, ich lege ihnen ja auch die Hostien direkt auf die Zunge." Nach der ersten Woche aber waren die Bedenken dahin und der Klagenfurter freut sich: "Die Atmosphäre ist wie vor Corona. Unser Stammpublikum war sehr euphorisch. Wir machen ja viel Regionales, sind in Tröpolach oder Völkermarkt, wo nicht jeden Tag etwas passiert. Und da sind auch sofort wieder sehr viele Leute zu den Aufführungen gekommen." Dass sie nun mit "Die Abendmahlsgäste" erneut ein Stück haben, das das Publikum anlockt, "ist ein gutes Zeichen, dass es mit der Kultur wieder bergauf geht."

Nur bei einer Sache muss sich das "Vada"-Team gedulden. Eigentlich hatte es den Wunsch, für eine größere Schauspieldichte in ganz Kärnten so viele Theaterbetriebe zu installieren, dass jeder Bürger im Umkreis von 30 Kilometern einen vorfindet. "Das ist auch noch immer unser Langzeitplan, doch in den letzten Jahren hat sich nicht viel getan. Wir waren mit anderen Dingen beschäftigt und eine unserer Spielstätten, ein Gastronomiebetrieb, hat Corona auch leider nicht überlebt."

Weiterverfolgen möchten sie den Plan aber dennoch, "nur ohne Stress". Denn genügend andere Projekte hat der Verein sowieso, erzählt der 40-Jährige: "Wir treten immer noch bei Leuten daheim auf, spielen in Wohnzimmer, Küche oder Garten." Und auch neue Produktionen sind geplant, etwa die Tanzuraufführung "Die schlaflose Welt" nach Stefan Zweig. "Die wird im Sommer stattfinden, es laufen bereits die Proben." Bei anderen Stücken hängt es von Finanzierungshilfen ab. "Da warten wir noch auf die Förderungen für dieses Jahr."