Ausstellungen mit Alltagsobjekten sind derzeit groß in Mode. So zeigte man zuletzt im Wiener Künstlerhaus „Waste Art“, also kreativ recycelten Müll. Und im Klagenfurter Pendant wurde erst im vergangenen Herbst der „Genealogie der Dinge“ gehuldigt. Auch in der aktuellen Schau des Künstlerhauses trifft man auf zahlreiche Artefakte unserer Wegwerfkultur – auf Plastiksäcke, Tonscherben, leere Flaschen, Werbetafeln oder Schwimmutensilien. Sie sind Teil eines assoziativen Schaulaufens unter dem Titel „Ethnologica Carinthiae“, für das Kurator Markus Waitschacher 15 Mitglieder des Kunstvereins gewinnen konnte. In ihren Arbeiten spiegelt sich zumeist ein schräger Blick auf die Wirklichkeit – und auf die allerletzten Dinge. Ganz besonders bei Melitta Moschik, in deren glänzenden Urnen sich das Antlitz des Betrachters spiegelt oder bei Cornelius Kolig, der die Totenmaske seines Großvaters Anton in eine Kuchenbackform umfunktionierte – für süße Marmorkuchen statt marmorner Ewigkeit.

Blick in den Großen Saal des Klagenfurter Künstlerhauses
Blick in den Großen Saal des Klagenfurter Künstlerhauses © Hirtenfelder

Uwe Bressnik wiederum schuf eine Serie von „Take aways“, quadratische Bilder aus Plastiksackerln, während Beatrix Bakondy Teile ihres Körpers als schattenhafte Negative festhielt. Ironische Umcodierungen des Alltäglichen sind auch die bestrickenden Gartenzwerge von Barbara Bernsteiner oder die archäologisch anmutenden Fundstücke von Edith Payer und Pepo Pichler.
Auch Videos des Duos Hanakam/Schuller und Josef Dabernig sind Teil der kurzweiligen Schau, die auch mit bemerkenswerter Malerei auftrumpft, etwa mit den gezeichneten Überresten einer „Last Supper“-Party von Dietmar Franz, doppelbödigen Botero-Gestalten aus Kärnten (Burgi Maierhofer) oder heiter wirkenden Familienbildnissen, in denen mehrere Generationen beziehungsvoll vereint erscheinen (Ursula Pühringer).
In der Kleinen Galerie hat sich Melitta Moschik als 3-D-Figürchen unter einen Glassturz gestellt und beobachtet von hier aus ihren Kollegen Willibald Zunk, der sich in zwei Gemälden selbst verewigte und je einmal von Arnold Clementschitsch und Herbert Boeckl porträtiert wurde. Allein für dieses überraschende Künstlertreffen lohnt sich ein Besuch der Ausstellung. Das Artefakt einer FFP2-Maske nimmt man nach Wochen des Lockdowns ohnehin gerne in Kauf.


„Ethnologica Carinthiae“. Künstlerhaus Klagenfurt; bis 13.3.
www.kunstvereinkaernten.at