For Forest“ im Schlosshof Porcia: In einer beruhigenden Kulisse mit vielen Bäumen und Vogelgezwitscher strickt Regisseurin Angelica Ladurner das romantische Zauberspiel von Ferdinand Raimund (1790-1836) zum kurzweiligen Erkenntnistrip mit turbulenten Ausreißern um.
Die erste Station auf dem Weg zur Läuterung ist ein Sommernachtsalbtraum, in dem Rappelkopf seine drei verwichenen Ehefrauen (seiner Ansicht nach „aus Bosheit“ weggestorben) erscheinen und unter anderem Helene Fischers „Atemlos durch die Nacht“ anstimmen. So einen ungeniert gespielten Spuk – ein Leintuch drüber und fertig sind die Geister – hat es im Schloss Porcia noch nie gegeben! Ausgenommen vielleicht die Gespenster, die hier angeblich regelmäßig um Mitternacht anklopfen.

Verwegene Gestalten

Der Alpenkönig und seine Berggeister sind aber auch sehr verwegene Gestalten (Ausstattung Natascha Maraval, Nina Ball). Dass sich Rappelkopfs Tochter Malchen und ihr Kammermädchen bei der ersten Begegnung schrecken, glaubt man gern. Gruselig ist die Köhlerfamilie, die Rappelkopf aus ihrer armseligen Hütte vertreibt.

Und wie passt die Geschichte dieses brutalen, ungerechten Mannes, der seine Umgebung drangsaliert, jedem Halbsatz mit Misstrauen begegnet und hinter jeder Geste einen Anschlag vermutet, zum Porcia-Motto „Europas Komödie erleben“?

Oh Schreck, der Alpenkönig. Dabei ist der der Gute
Oh Schreck, der Alpenkönig. Dabei ist der der Gute © porcia/marco riebler
Sehr schräg, die Köhlerfamilie
Sehr schräg, die Köhlerfamilie © porcia/marco riebler

Tiefsinn zum Wahnsinn

Zum einen, indem die Inszenierung konsequent auf schräge Typen (vom Einfaltspinsel bis zum drallen Mädel) setzt, und auf ein Ensemble, das sehr vergnügt mit ihnen umspringt. Das Stück ist nicht nur romantisch, sondern auch ironisch. Wie sich der Menschenfeind (Reinhardt Winter steigert sich richtig hinein) als ein anderer selbst beim Zwidersein zuschaut und Besserung gelobt, ist ebenso komisch wie tiefsinnig. Dass ihn der Alpenkönig dazu just in die Gestalt seines Schwagers Silberkern steckt, von dem Rappelkopf annimmt, dass er ihn ums Vermögen gebracht hat, ist sowieso ein feiner Spaß. Und wenn Silberkern in seiner über die Brüstung hängenden Kutsche Rettung herbeiwinselt, wirds richtig lustig.

Unterhaltung mit Haltung

In den Couplets über Twitter, Ertrinkende im Mittelmeer und Klimawandel verbindet sich Unterhaltung mit Haltung, die Musiker sind exzellent. Nur das Spiel mit verschiedenen Spiegeln und dem unausgesprochenen „Schaut’s her, das seid ihr!“ kam nicht über eine Andeutung hinaus. Dem Premierenjubel tat dies keinen Abbruch.