Fast fluchtartig hat ein Teil des Premierenpublikums Donnerstagabend das Stadttheater Klagenfurt nach der knapp eineinhalbstündigen, pausenlosen Inszenierung von "Bella Figura" von Yasmina Reza verlassen. Was ein zwar banaler, aber amüsanter Komödienabend hätte werden können, scheiterte an einem überladenen Bühnenbild und Regieeinfällen wie mit dem Holzhammer.

Das Schauspieler-Ensemble mühte sich redlich, konnte den Abend aber nicht retten. "Bella Figura" zählt nicht zu den Glanzstücken der französischen Erfolgs-Autorin, die sich mit "Kunst" und "Gott des Gemetzels" in die Liste der großen Komödienschreiber eingetragen hat. Das Stück, entstanden als Auftragswerk für die Berliner Schaubühne und 2015 uraufgeführt, widmet sich etwas langatmig dem ewigen Thema Beziehungskiste und Geschlechterkampf. Die romantische Ausfahrt der überspannten Apothekerhelferin Andrea mit ihrem verheirateten Langzeitliebhaber Boris geht gründlich schief. Denn im Streit fährt der Westentaschen-Macho irrtümlich eine alte Dame nieder, die sich als Schwiegermutter der besten Freundin seiner Frau herausstellt. Ihr Geburtstag soll mit Sohn Eric und jener Francoise in dem Restaurant gefeiert werden, das auch Boris und Andrea angesteuert haben. Was folgt, ist eine Seitensprung-Komödie mit aufgedeckten Geheimnissen, demaskierten Lebenslügen - und vereinzelten Pointen.

Nervend

Alle versuchen Haltung zu bewahren, aber keiner macht eine gute Figur. Außer vielleicht die leicht verwirrte Jubilarin Yvonne, bei der man nicht genau weiß, wie dement sie wirklich ist. Gertrud Roll verkörpert diese Alte mit Grandezza und einem Schmunzeln. Katja Kolm als ewiger Geliebten Andrea und Glenn Goltz als genervtem Unternehmer Boris steht das Paar Francoise (Valerie Koch als hysterischer Moralapostel) und Eric (Oliver Möller als Jurist im Hawaiihemd) zeitweise etwas ratlos gegenüber.

Doch damit nicht genug. Zusätzlich bevölkern eine zwischendurch immer wieder in ihren Gesten einfrierende Tischgesellschaft, Barkeeper, Kellner und eine Combo in GI-Uniformen das kunterbunte Multi-Kulti-Restaurant, angesiedelt irgendwo in der Südsee. "Dieser Laden hier hat den Charme einer Villacher Faschingssitzung", heißt es aber, was nur einer der zahlreichen, anbiedernden Kärnten-Bezüge der Inszenierung des jungen Deutschen Robert Gerloff ist. Vom "Schloss am Wörthersee" über "Glock" bis zum "Pyramidenkogel" und der "ordentlichen Beschäftigungspolitik" findet sich so einiges an Schlagworten, die sich wohl zum Thema Kärnten googeln lassen. Stimmig ist das nicht, und wenn gleich danach von - "bist du bescheuert!" - "Schlampenfummel" die Rede ist, potenziert sich die Peinlichkeit.

Am Ende hat sich nichts geändert. Alles ist, wie es war. Höflicher, kurzer Applaus.