Sie sind Richter und Autor, schreiben in Deutsch und Slowenisch. Warum haben Sie sich seinerzeit für das Germanistik-Studium entschieden?

JANKO FERK: Weil mich vor allem die Literatur- und weniger die Sprachwissenschaft interessiert. Es kann durchaus sein, dass mich Franz Kafka zu beiden Studien gebracht hat, sowohl zur Rechtswissenschaft als auch zur Germanistik.

Eigentlich wollte ich Sie ja nicht auf Kafka ansprechen, der im Zusammenhang mit Ihrer Literatur immer genannt wird. Geht Ihnen das auf die Nerven?

Wenn man über das Schreiben redet, kommt man zwangsläufig auch zu meinem Kafka. Ich sage es immer so: Das eine ist mein Zivilberuf und das andere mein Herzensberuf.

Deutsch ist Ihre Sprache für Prosa und Slowenisch für Lyrik?

Als verkürzte Formel wird es in etwa so stimmen. In der slowenischen Lyrik gibt es ganz große Dichter, etwa Niko Grafenauer, den ich ins Deutsche übersetzt habe. In der europäischen Literatur wird er wohl deshalb verkannt, weil das Slowenische eine relativ kleine Sprache ist, die nicht die Mächtigkeit des Deutschen, Französischen, Englischen hat, und daran scheitern natürlich auch viele Übersetzungsprojekte.

Dennoch erreicht die Kärntner slowenische Literatur viel internationale Aufmerksamkeit, . .

Der Hype um die Kärntner slowenische Literatur verdankt sich einerseits Peter Handke, der 1981 Florjan Lipus´ „Zögling Tjaz“ übersetzt hat, andererseits dem Einsatz von Josef Winkler, damit Lipus den Österreichischen Staatspreis erhält. Wobei es mir selbst lieber gewesen wäre, wenn sich die Literatur ohne solche Hilfsorgane durchgesetzt hätte.

Das ist doch ermutigend für die nachfolgenden Generationen?

Wenn junge Autoren heute zu schreiben beginnen, dann machen sie das sofort in beiden Sprachen, sind quasi von Haus aus zweisprachig. Als mein erster Roman in Deutsch erschien, wurde das als Verrat angesehen. Heute werden Kärntner slowenische Autoren, die Deutsch schreiben, gefeiert.

Wie ist Ihr Selbstverständnis?

Meine Identität ist eine Kärntnerische, zu Kärnten gehören beide Sprachen und Kulturen. Wir unterscheiden uns durch nichts außer die Sprache. Das merkt man bei der Tonalität der Volkslieder. Und ein Maler malt weder auf Deutsch noch auf Slowenisch. Zwei Sprachen sind ein ganz großes Erbe, das man annehmen sollte.

Sie haben einen Sammelband mit Gedichten herausgebracht, jetzt einen mit Prosa, einer mit Rezensionen folgt demnächst.

Mein verstorbener Freund Günter Kanzian hat gemeint: Es ist etwas immer nur dann in der Welt, wenn es dokumentiert ist. Damit halte ich es auch. Mein Hauptwerk ist noch nicht geschrieben, dazu fehlt mir der lange Atem. Derzeit bin ich beim Schreiben eher ein Sprinter als ein Langstreckenläufer.