Das ist vielleicht die größte Überraschung: Auf Karen Asatrians neuer CD „Noor“ findet sich eine Vertonung von Goethes „Heidenröslein“: „Goethe ist in Armenien ein Superstar, vor allem sein West-östlicher Divan ist beliebt“, erzählt der Jazz-Pianist und Komponist. Gerade ist seine dritte „Armenian Spirit“-CD erschienen, die er am Samstag im Stadttheater präsentiert. Und noch stärker als die beiden ersten „ist sie von der Heimat geprägt“, so der in Armenien geborene und in Klagenfurt lebende Musiker: „Das liegt vielleicht auch daran, dass wir mit Rita Movesian eine armenische Sängerin haben.“ Lebensfreude und Trauer, Mitmenschlichkeit und Sehnsucht sind die großen Themen der jazzigen Arrangements, die ihre melodische Kraft (auch) aus der armenischen Volksmusik schöpfen.
Unter anderem gibt es eine Hymne für die Stadt Jerewan, die heuer 2800 Jahre alt und damit eine der ältesten Städte der Welt ist. In „Zililo“ geht es um eine Vereinigung der Kulturen durch den Tanz, dazu soll auch ein Zeichentrickfilm entstehen. Und in „Karapet’s Carpet“ erzählt Asatrian vom Großvater und dem Traum, mit ihm auf einem Teppich zu fliegen.
Musiker aus Armenien, Irak, Kroatien und Österreich spielen in dem Ensemble, mit dabei ist wieder der Saxofonist Wolfgang Puschnig. In dessen mit Musikerkollegen gegründetem Label „Skylark Productions“ ist die CD erschienen.
Gerade war Asatrian, der sich für seine kreative Arbeit eine Auszeit als Lehrer am Klagenfurter Konservatorium genommen hat, mit „Armenian Spirit“ nach Los Angeles eingeladen, am Freitag hat er seine neue CD im Wiener Porgy & Bess präsentiert. Dort ist er übrigens auch am 21. Dezember wieder zu Gast, und zwar mit seiner Messe „Prayer Wheel“, die 2016 unter anderem bei den Salzburger Festspielen aufgeführt wurde.