Das heurige Jahr hat für Wolfgang Mitterer im wahrsten Sinn des Wortes ausgezeichnet begonnen: Ende Jänner durfte der Osttiroler Komponist den Österreichischen Filmpreis für seine Musik entgegen nehmen, die er für Michael Glawoggers letzte Dokumentation „Untiteld“ geschrieben hat.
Dass das Jahr erfolgreich weitergegangen ist, hat indirekt ebenfalls mit dem 2014 überraschend verstorbenen Filmemacher zu tun: Glawogger war mit seinem Regie-Kollegen Michael Sturminger befreundet. Und dieser hat Mitterer heuer gebeten, für den rundum erneuerten Salzburger „Jedermann“ die Bühnenmusik beizusteuern. Geworden ist es ein „buntes Ding mit vielen Blechbläsern und Streichern, eine Mischung aus großen Melodien und elektroakustischen Einspielungen“, so Mitterer, der als Komponist regelmäßig in den Grenzbereichen von Neuer Musik, Jazz, Klassik, New Wave und Volksmusik unterwegs ist und akustische Instrumente mit elektronischen Ensembles verbindet.

Beethoven verdichtet


So auch auf seinem neuen Album, das gerade erschienen ist: „Für „Nine In One“ hat der 60-Jährige alle (vom Haydn Orchester Bozen eingespielten) Symphonien Beethovens auf eine Stunde verdichtet und mit Electronics ergänzt. „Ich habe lange gezögert, das Album herauszubringen“, erzählt Mitterer: „Ich verändere die Gewichtungen dadurch, dass ich immer wieder dazu spiele. Aber es ist immer noch Beethoven, auch wenn manche Menschen Lieblingsstellen vermissen werden.“ Er sei „kein Freund von Vergangenheitsanbetung. Aber bei der Beschäftigung mit alten Komponisten kann man viel lernen“, so Mitterer, der einige Jahre an der Wiener Musikuniversität unterrichtet hat.
Der Grundstein für seine eigene erfolgreiche Komponistenkarriere wurde bereits im Alter von sechs Jahren gelegt: Da hat Mitterer seine erste Messe auf der Orgel gespielt. Über die Lust am Improvisieren kam er zur elektronischen Musik, die er unter anderem in Stockholm studierte. Mittlerweile ist er als freischaffender Komponist und Organist im ganzen deutschen Sprachraum, vor allem aber auch in Frankreich tätig. Seine Oper „Massacre“ etwa über die Bartholomäusnacht im 16. Jahrhundert, in der Tausende französische Protestanten ermordet wurden, wurde 2003 bei den Wiener Festwochen uraufgeführt und fand danach den Weg auf die französischen Bühnen. Auch als Organist spielt Mitterer noch „fünf bis zehn Mal im Jahr“ – häufig in Frankreich und immer eigene Kompositionen.
Derzeit schreibt der in Wien lebende Komponist für die Ulrich Seidl-Produktion „Die Kinder der Toten“ die Musik und für ein französisches Festival ein Stück für Gemischten Chor und Dudelsack. Mit Chor ist der Organist demnächst in seiner Heimat zu erleben: Mitterer begleitet am 15. August in seinem Osttiroler Heimatort Assling den Kirchenchor.