Als Werner Kofler bei den St. Veiter Literaturtagen 1964 (!), eingeladen war, teilte ihm sein Lehrer Volkmar Haselbach mit, „dass man mit 17 noch kein Dichter ist“. Mehr Ansporn hat der Kaufmannssohn aus Villach nicht gebraucht, um die Lehrerausbildung abzubrechen, auf Reisen zu gehen und sich als einer der grimmigsten Gegenwartsautoren zu profilieren. Kofler bezeichnete sich als „Meister der üblen Nachrede“ und seine Bücher als „Racheakte“, die Auseinandersetzung mit den politischen Zuständen war von Anfang an sein Thema.

Werner Kofler in den 1990ern mit seinem Freund und Dichterkollegen Gert Jonke
Werner Kofler in den 1990ern mit seinem Freund und Dichterkollegen Gert Jonke © Elisabeth Peutz


Posthum zum 70er steht Werner Kofler, ein Jahr nach seinem ebenfalls früh verstorbenen Freund Gert Jonke (1946-2009), im Mittelpunkt der St. Veiter Literaturtage, die wiederum vom Germanisten Klaus Amann federführend betreut werden. Amann hat Kofler schon einmal zu Lebzeiten nach St. Veit einladen, „aber er ist erkrankt und musste absagen“. Damals ist der Schauspieler Wolfram Berger eingesprungen und hat die Texte von Kofler so grandios gelesen, dass er bei den Literaturtagen 2017 der logische Kofler-Interpret ist. Am Eröffnungsabend liest Berger die ganze Kofler-Breite, von der angriffigen bis zur gefühlvollen Seite.

Die sogenannte Gedächtniskultur

Charakteristisch für Koflers Schreiben ist, so Klaus Amann, „dass er immer ein tatsächliches Geschehen verwendet, und auch die Protagonisten bei ihren wirklichen Namen nennt.“ Die Erinnerungspolitik im Zusammenhang mit der nationalsozialisten Vergangenheit und die (bei Kofler immer in Anführungszeichen gesetzte) „Gedächtniskultur“ waren ihm stets ein Dorn im Auge. Amann: „Für Kofler war das museale „Abfeiern“ eine Verharmlosung und Verkitschung, keine ernsthafte Auseinandersetzung“. Koflers prangerte die Zerstörung der Natur an und übte harte Kritik an den Medien, denen er Starkult, das Herbeischreiben von Erlöserfiguren und das Ausstellen von Privatem vorwarf. „Das tat Kofler in polemischer Form, er wollte geklagt werden,“ sagt Amann. Seine Erklärung, warum Kofler trotz der provokanten Themen von seinen Büchern nicht leben konnte: „Die Texte sind sperrig und anspruchsvoll, nicht so süffig wie etwa Thomas Bernhard.“

Kaffern und Königinnen


Aus Koflers „Blöde Kaffern, dunkler Erdteil“ liest am zweiten Abend Antonio Fian, der in jungen Jahren „ein Adlatus, fast ein Sekretär“ (Amann) von Werner Kofler war. Die beiden haben gemeinsam etliche Hörspiele geschrieben.
Die Matinee am Sonntag spannt Koflers „Mutmaßungen über die Königin der Nacht“ (es geht im Kern um fünf Sängerinnen, die von den Nazis “ zum Tod verurteilt oder ins KZ verbracht wurden) mit einer prominenten Vorleserin zusammen: Maja Haderlap, deren Roman „Engel des Vergessens“ themenverwandt ist.