Fest der Körperkrise

Teenager und Erwachsene, ohne Auslauf zusammengepfercht. Da mehren sich im Bekanntenkreis gerade die – vorerst noch auf Pointe gestrickten – Berichte von innerfamiliären Abstoßungsreaktionen zwischen Halbwüchsigen und ihren Erziehungsberechtigten. Vielleicht entlastet ja ein gemeinsamer Theaterbesuch: Das Portal nachtkritik.de streamt ab heute, 18 Uhr, 24 Stunden lang die Produktion „Schwieriges Thema“ aus dem Wiener Kosmos Theater. Es sei „der lustigste neue Text der Saison“ befand ein Kritiker über das Stück, das von der Pubertät als „universelle Erfahrung des Peinlichen“ berichtet. Die Körperkrise als Festakt - sehr zu empfehlen, und das umso mehr, als das von Milena Michalek & Ensemble erarbeitete Werk erst im Februar Premiere hatte und echt dringend unter die Leute gehört.
PS: Demnächst streamt Nachtkritik weitere sehenswerte Produktionen: ab 9. April, 18 Uhr etwa Shakespeares „Coriolan“ aus dem Düsseldorfer Schauspielhaus, inszeniert von Tilmann Köhler. Ab 10. April, 18 Uhr, Elfriede Jelineks „Wut“, von Nicolas Stemann an den Münchner Kammerspielen inszeniert. Und ab 11. April 18 Uhr aus dem Staatsschauspiel Dresden "Erniedrigte und Beleidigte", nach Dostojewski in der Regie von Sebastian Hartmann.
„Schwierige Phase“: ab heute, 18 Uhr bis morgen, 18 Uhr. www.nachtkritik.de

Wien in Not: Cha cha cha!

Und gleich noch einmal Theater: Mit schöner Konsequenz setzt das Burgtheater seine gelungene Online-Miniaturenreihe #myhomeismyburgtheater fort. Ein Highlight ist die Nummer 16: Mavie Hörbiger, stilecht in Pyjamahose und Oberlippenpflegecreme, legt mit ihrem Vortrag des Texts zu Falcos „Vienna Calling“ dessen Dada-Qualitäten offen: „Wien in Not: Cha cha cha!“ Ab Karfreitag streamt das Haus außerdem Inszenierungen aus der "Edition Burgtheater", den Auftakt macht MartinKušejs Inszenierung von Karl Schönherrs "Glaube und Heimat" aus dem Jahr 2001. Jeweis freitags und montags gibt’s ein neues Stück, zu sehen jeweils für 24 Stunden unter www.burgtheater.at

Hilarity ensues

Wer es etwas heiterer haben will und dazu noch sein Englisch aufpolieren mag: Auch das britische National Theatre streamt derzeit, heute die Komödie „One man, Two Guvnors“ mit dem mittlerweile als Talkshow-Host tätigen James Corden in der Hauptrolle. Das Stück ist eine Bearbeitung von Goldonis „Diener zweier Herren“ und purer Boulevard; was daraus folgt, nennt man auf Englisch so treffend wie unübersetzbar „Hilarity ensues“. Selten hat man es am Theater derart drunter und drüber gehen sehen. Ab Donnerstag folgt dann eine feurige neue Bühnenproduktion von „Jane Eyre“.
www.nationaltheatre.org.uk

Kurz nach Osaka schauen

Reisen geht ja derzeit nicht, außer im Kopf: Dafür bietet sich ein Trip an, der nicht nur nach Ostasien führt, sondern gleich auch noch in lang vergangenen Zeiten: das Universalmuseum Joanneum lädt Besucher zum digitalen Rundgang – ins Zeughaus, zu den Kunstschätzen der Neue Galerie etwa, ins Center of Science Activities (gespickt mit kreativen DIY-Ideen für daheim, ins Archäologiemuseum (mit römischen Rezepte zum Nachkochen) – und in die Prunkräume in Schloss Eggenberg, wo sich der berühmte Osaka-Paravent bewundern lässt: ein zerschnittener und als Wanddeko zweckentfremdeter japanischer Wandschirm aus dem frühen 17. Jahrhundert. 250 Jahre hing die einzigartige und bisher unbekannte Ansicht von Schloss und Burgstadt Ôsaka vor 1615 in Eggenberg herum, erst bei Restaurierungsarbeiten vor fast 20 Jahren wurde der Schatz gehoben und identifiziert.
www.museum-joanneum.at/online

Schaustück: der Osaka-Paravent im UMJ
Schaustück: der Osaka-Paravent im UMJ © UMJ

Bernhards einzige

Das Freie Radio Helsinki widmet sich heute großer Frauenlyrik: Villa Neuwirth liest Texte der Kärntner Schriftstellerin Christine Lavant (1915-1973), der, wie es in der Ankündigung so anmutig heißt, „vielleicht einzigen Kollegin, die Thomas Bernhard geschätzt hat.“ Heute,11 bis 12 Uhr.
www.helsinki.at