Einer der kindlichen Protagonisten ist animiert und wird sich am Ende des zweistündigen Leinwand-Roadtrips auf der Bühne des Wiener Akademietheaters zu tosendem Applaus verbeugen.
Davey (Stimme Gregor Benner) lebt mit seiner Teeanger-Schwester Kim (Isabella Knöll) und ihrer Mutter (Alexandra Henkel) in tristen Verhältnissen. Das Geld ist knapp, die Hänseleien groß, der Vater weg. Angeblich, weil er einen großen Mann mit Aktenkoffer sucht und dabei zwischen Piraten, einer Bar im Bermuda-Dreieck sowie einer Begegnung mit einem sprechenden Zirkuslöwen in allerlei Turbulenzen gerät. Zumindest steht es so in den Briefen, die der Abwesende an seine Kinder schreibt, um sie zu trösten, zu schützen, ihnen eine glaubhafte Story seines Fortseins zu versichern und ihnen wenigstens eine Fantasie-Heimat zu schenken. In Wahrheit sitzt Vater Eddie (Markus Meyer) nämlich im Gefängnis. Die Frage nach dem Warum wird nicht beantwortet.
Die 2005 gegründete britische Theatergruppe 1927, die u.a. schon bei den Salzburger Festspielen gastierte, hat mit „Mehr als alles auf der Welt“ unter der Regie von Suzanne Andrade einen poetischen, bildgewaltigen und überraschungsreichen Abend an der Schnittstelle von Comic, Film, Animation und Musik (Bühne: Paul Barritt) gestaltet.
Die Inszenierung der Graphic Novel für „alle von 8 bis 108“ sitzt auf Punkt und Komma, die Schauspielenden integrieren sich wunderbar ins und interagieren pointiert mit dem aufwendig digitalen Bühnenbild voller tickender Uhren, öffnender Fenster, knallig-punkiger Wutanfälle bis dramatischeren Schwarz-Weiß-Animationen.