Ungewöhnliche Themen und Schauplätze kennt man vom Grazer Theater im Bahnhof. Zum Saisonauftakt ist demnächst aber gar ein Flohmarkt die Bühne. Allerdings geht es bei den Kuriositäten, mit denen dort gehandelt wird, weniger um Geld als um Geschichten: Wenn das TiB zum Finale des steirischen herbst „Bares für Wahres“ verspricht, begibt es sich auf die Suche nach dem sentimentalen statt dem materiellen Wert der Dinge.

In Anspielung auf das ZDF-Format „Bares für Rares“ mit Horst Lichter wird in der Grazer Helmut-List-Halle am 7. und 8. Oktober eine Sammelstelle für Objekte und ihre Geschichten geöffnet. Am 9. Und 10. Oktober ist dann ebendort Markttag – mit Ausstellungsmöglichkeit für alle. Und zum Abschluss wird am Sonntag der Kuriositätenmarkt sogar zur Performance: In einer „Bares für Wahres“-Gala, die die erfolgreiche TV-Trödelshow parodiert und zugleich poetisch überhöht, untersucht das TiB-Team nebst Objektbiografien und der menschlichen Lust am Handeln aber auch die ökonomischen Bedingungen des Gebrauchtwarenhandels.

Ähnlich doppelbödig ist die ganze Saison angelegt, die diesmal unter dem Motto „Erhöhte Werte“ steht. Bis Juni 2022 sind sieben Neuproduktionen und etliche Wiederaufnahmen geplant, „zumindest bis Weihnachten“, erzählt Regisseur Ed. Hauswirth, „steht das Programm.“ Schon am 16. Oktober ist das nächste Projekt angesetzt: „Wir* - Eine Grenzerfahrung“ heißt die Koproduktion mit dem Schauspielhaus, die am Nachmittag bei Workshops mit Expertinnen zur Erkundung der Grenzen zwischen Kunst und Aktivismus lädt und abends mit einer „Gala“ beschließt, in der die Spitzenpolitiker der Nation (oder eventuell doch ihre Doppelgänger) über politische Grenzziehungen diskutieren und sich das Publikum dabei mithilfe von Abstimmungsgeräten live in die Diskussion einklinken kann.

Im Kristallwerk folgt ab 29. Oktober das Projekt „Wir werden damit leben müssen“ eine Auseinandersetzung mit Angstphantasien und Katastrophenszenarien, für die das TiB den Autor und Regisseur Johannes Schrettle an Bord holt. Im Online-Projekt „Ich will einmal im Sturm der Liebe landen“ (ab 27. November) geht Elisabeth Holzmeister der Frage nach, wie eine Seifenoper Erfolgsvorstellungen und Frauenbilder prägt, in „Es wird wieder wärmer“ (ab März) untersucht Lorenz Kabas die gelebte Realität schwuler Gleichberechtigung. „Wolken ziehen vorüber“ (ab April) befasst sich mit der Würde arbeitsloser Menschen. Und in „Zu Ende gehen“ (ab Juni) unternimmt Gabi Hiti den Versuch, das Klima zu retten – auf einem Fußballfeld als Bühne.

Sehr erfreulich: der feministische Beschwerdeabend „Wir begehren“, im Mai von der Pandemie versenkt, wird ab 11. November wieder aufgenommen. Detto geliebte Formate wie die Impro-Shows „Montag“ und „Game of Death“, sowie das Talkformat „Zu Gast“.
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