Wie Intendant Alfons Haider eingangs trefflich formulierte: Dirigent Erich Polz ist immer beim Lesen. Entweder beim Weinlesen oder beim Notenlesen. Letzteres hat der 36-Jährige jüngst wohl intensiver betrieben, denn seine musikalische Lesart von Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“ geht schon auch in die Tiefe. Davon profitieren bei jOpera im Jennersdorfer Festivalsommer neben den Ohrwürmern die vielen stimmungsvollen Passagen. Vielleicht aber sind die auf der Bühne sich abspielende Umtriebigkeit und der vielfach präsente „Schmäh“ den präzise aufspielenden Musikern der „Jungen Philharmonie Brandenburg“ nicht so sehr auf die Leiber geschnitten.

Regisseur Stephan Grögler sorgt mit seiner Revue, die dank der mit allerlei akrobatischen Einfällen gespickten Choreografie von Sabine Arthold noch weiter an Fahrt gewinnt, für Schwung und Stimmung. Svenja Isabella Kallweit in der Titelpartie, die mit kurz gehaltenem Schnürchenröckchen direkt aus dem „Moulin Rouge“ engagiert scheint, überzeugt stimmlich wie darstellerisch. Ihr auf dem Fuß folgt der über ausreichenden Danilo-Schmelz verfügende Tiroler Bariton Wolfgang Resch. Wie auch alle übrigen im opulent besetzten Ensemble kaum Schwachpunkte erkennen ließen. Ein Besuch lohnt auf alle Fälle.

„Die lustige Witwe“ von Franz Lehár: 7., 8., 11., 13., 14. und 15. August, 20 Uhr. Schloss Tabor, Neuhaus am Klausenbach. Karten: Tel. (03329) 43 037, www.jopera.at