Der Grazer Dramatiker Harald Sommer ist am 19. März in Graz 85-jährig verstorben. Das gab die IG Autorinnen Autoren heute, Dienstag, bekannt. "Er zählte zu den wichtigsten Autor/inn/en der neuen Generation in den 1960er und 1970er-Jahren, bevor er in den 1980er-Jahren nach und nach und in den 1990er-Jahren schließlich nahezu ganz vergessen wurde", erklärte Gerhard Ruiss, der Geschäftsführer der Autorenvertretung.

Harald Sommer wurde am 12. Dezember 1935 in Graz geboren.  Er arbeitete in den 1960er-Jahren in zahlreichen Berufen:  als Tankwart, Gärtner, Straßenbauarbeiter, Lkw-Fahrer usw. Er war auch Jazzmusiker und Zeichner. 1969 wurde sein Stück 'Die Leit' im Rahmen des frühen steirischen herbstes im Grazer Schauspielhaus uraufgeführt, er erhielt dafür den Jung-Dramatikerpreis. In diesem sehr naturalistischen Dialektstück über einen Mutter-Tochter-Konflikt spielte Ute Radkohl die Tochter und Gerti Pall die Mutter. "Doch war es Sommers nächstes Stück 'A unhamlich stoarker obgang' (oder 'Ein unheimlich starker Abgang'), das ihm einen Platz in der Geschichte der deutschsprachigen Literatur verschaffte", heißt es in einem Nachruf des Grazer Historikers Bernhard Valentinitsch.

Das Stück wurde von Bernd Fischerauer beim steirischen herbst uraufgeführt. Danach ging Sommer nach München, später nach Berlin. Weitere Stücke waren u.a. eine Paraphrase von Schillers "Wilhelm Tell" mit dem Titel "Ich betone, dass ich nicht das Geringste an der Regierung auszusetzen habe", "Abgang" (als "Ein unheimlich starker Abgang oder Sonja schafft die Wirklichkeit ab" verfilmt), "Das Stück mit dem Hammer" oder "Scheiss Napoleon". Das dialogische Stück "Der Sommer am Neusiedler See" (1972) wurde von Harald Sommer für den ORF mit Louise Martini und Wolfgang Gasser verfilmt, eine von mehreren TV-Arbeiten Sommers.

1983 gründete er in Graz in einer ehemaligen Fleischfabrik ein nichtsubventioniertes Theater, wo bis 1986 etwa sein eigenes Stück "Die Gemeindewohnung" zur Aufführung kam und Gastspiele veranstaltet wurden. Danach wurde laut Valentinitsch noch ein Hörspiel ("Alles in Butter") gesendet. "Es gab zahlreiche Projekte, Lyrik wie auch einen Roman, aber fast alle seiner unveröffentlichten Texte wie auch alle seine Zeichnungen sind ohne sein eigenes Verschulden verloren gegangen", hieß es in dem Nachruf. "Vieles von ihm ist nicht nur vergessen worden, sondern auch verloren gegangen. Es ist zu hoffen, dass sich seine nur zum Teil verlegten Arbeiten wieder finden und für die Nachwelt zugänglich bleiben", schließt Ruiss.