Nein, sagt sie, sie habe nicht auf den Job gewartet: „Das kam für mich sehr überraschend, ich habe mich nie in der ersten Reihe der Politik gesehen.“ Seit 18. Mai ist Andrea Mayer, zuletzt Kabinettsdirektorin des Bundespräsidenten, davor Sektionschefin im Kulturministerium, Staatssekretärin für Kunst und Kultur, als Nachfolgerin von Ulrike Lunacek.

In den knapp vier Wochen seither hat Mayer unter anderem Lockerungen verkündet, die das Wiederhochfahren des Kulturbetriebs ermöglichen sollen, einen 90 Millionen Euro schweren Überbrückungsfinanzierungsfonds für Künstlerinnen und Künstler aufgestellt und eine durch langen Lockdown und linkische Informationspolitik verunsicherte und aufgebrachte Kulturszene halbwegs kalmiert. Am Freitag verordnete nun die Regierung eine Senkung der Mehrwertsteuer auf fünf Prozent – auch für Theater- und Musikveranstaltungen. Ob Veranstalter nun Karten verbilligen oder per Steuervergünstigung de facto ihre Einnahmen erhöhen, obliege „ihrer unternehmerischen Freiheit“, sagt Mayer, „jedenfalls soll der Zuschuss den bedrängten Veranstaltern zugutekommen – sie selbst entscheiden, ob durch mehr Publikum oder höhere Erlöse“.

Die Steuersenkung gilt bis Jahresende. Kann sich bis dahin wieder ein halbwegs normales Kulturgeschehen etablieren? Nächste Woche werde die Regierung weitere Maßnahmen verkünden, sagt Mayer: „Ich kann vorwegnehmen, dass es weitere Vereinfachungen im Kulturbetrieb geben wird, die Infektionszahlen entwickeln sich gut, wir sind optimistisch.“ Optimismus hat die Branche dringend nötig. Härtefall-, Fixkosten-, NGO- oder Künstlerhilfsfonds haben längst nicht alle erreicht, bei den Auszahlungen gab es Verzögerungen. „Wir wissen, was die Branche braucht und wie sehr sie leidet“, sagt Mayer und verspricht, sich in der nächsten Regierungsklausur für Unterstützung der geringfügig Beschäftigten im Kulturbetrieb einzusetzen – die scheinen bisher durch alle Netze gefallen. Am anderen Ende des Spektrums sollen zusätzliche Mittel für Bundesmuseen und -theater bis Jahresende Einnahmenausfälle kompensieren.

Längerfristig will sich Mayer verstärkt um Valorisierung von Kulturförderungen bemühen. Und: „Auch an Themen wie Fair Pay und Geschlechtergleichstellung werden wir dranbleiben. In der Coronakrise hat sich ja wieder gezeigt, was Frauen zwischen Arbeit, Homeschooling, Haushalt zu stemmen haben. Da ist noch viel zu tun.“ Zur – etwa in der Steiermark – wieder aufgetauchten Diskussion über ein Künstlergrundeinkommen habe sie sich „noch keine abschließende Meinung gebildet“, sagt Mayer, „aber ich denke nicht, dass das für eine Branche allein gehen wird“.

Grundsätzlich aber sei der Bereich Kunst und Kultur auch abseits der aktuell gern zitierten Wertschöpfungsketten „ein Wert an sich und gehört staatlich finanziert“. Mit Finanzminister Gernot Blümel sieht sie sich da im Einvernehmen. Detto mit den Kulturreferenten der Länder: „Die Bundesländer haben in mir eine Partnerin, der sehr bewusst ist, dass wir ihre großen Häuser und Museen, Regionalkultur und einzelne Künstler ausreichend und gerecht finanzieren müssen.“ Persönlich, erzählt die Handke-Leserin („Der Literaturnobelpreis war mehr als verdient“), freue sie sich auf die „Zdenek Adamec“-Uraufführung bei den Salzburger Festspielen und heute auf ein Konzert der Wiener Philharmoniker im Musikverein. Nebst der Hochkultur will sie mittelfristig auch für Neues offen sein: „Ich nehme mir als Ziel, neue Strömungen im Kulturgeschehen zu verfolgen und zu integrieren.“ Etwa das Thema Digitalisierung: „Ich bin mir sicher, sie wird uns auch jenseits der Coronakrise weiter bewegen.“