Eine dunkelgraue Felsformation verläuft von hinten aus der weißen Guckkastenbühne heraus, die wie eine zu Stein erstarrte Lavamasse wirkt. Das ist das triste Bühnenbild von „Masurca Fogo“, in Lissabon zur Expo 1998 uraufgeführt. Plötzlich läuft von oben ein junger Mann hinunter und beginnt dynamisch und voller Verve zu tanzen, zu cooler, jazziger Musik, sehr rhythmisch und exakt. Und schon ist jede Düsternis verflogen, denn in den folgenden zweieinhalb Stunden wechseln einander witzige und charmante Szenen in loser Montage ab, die wie immer bei Pina Bausch um das Verhältnis zwischen Frau und Mann kreisen.

Anders als ihre frühen Stücke, wie etwa das berühmte „Cafe Müller“, ist der Grundton hier unbeschwert und fröhlich. Die tänzerische Basis der Compagnie ist der weiter entwickelte Modern Dance aus der Tradition der Folkwangschule Essen, aber jeder bringt sein eigenes Bewegungsmaterial mit. Bausch pflegte eine zutiefst demokratische Arbeitsweise, in der alle gemeinsam mitgestalteten.

Da kommt eine hübsche Frau in langem Blumenkleid und seufzt in ein Mikrofon. Sie legt sich auf den Boden, einige Männer heben sie wieder auf und sie stürzt sich vertrauensvoll in die sie auffangenden Tänzer. Dann sonnen sich einige Badenixen in bunten Bikinis am Fels, oder eine nur mit roten Luftballons bekleidete Frau erzählt aus ihrer Schulzeit. Gelegentlich werden Filme auf das Geschehen projiziert, wie dokumentarische Aufnahmen der Recherchereise zu diesem Projekt. Auch das Schlussbild ist eine gelungene Synthese aus Körpern und Film.

Witzig: eine nur mit roten Luftballons bekleidete Frau erzählt aus ihrer Schulzei
Witzig: eine nur mit roten Luftballons bekleidete Frau erzählt aus ihrer Schulzei © Impulstanz/Oliver Look

Pina Bausch starb vor fast genau zehn Jahren unerwartet, ein paar Tage nach der Lungenkrebsdiagnose. Seither pflegt das Tanztheater Wuppertal ihre Werke. Etwa die Hälfte des Ensembles sind Tänzer, die noch mit ihr gearbeitet haben, ein schöner Generationenmix. Jetzt allmählich werden unter der neuen Intendantin Bettina Wagner-Bergelt auch Stücke anderer Choreographen aufgeführt. Gut so, denn auch wenn Bausch eine der Pionierinnen des Tanztheaters war und den deutschen Tanz wieder zur Weltspitze brachte, sollte ihr Nachlass nicht zum Museum erstarren.

ImPulsTanz. Tanztheater Wuppertal Pina Bausch: Masurca Fogo. Burgtheater 19. Juli, 21 Uhr. Karten: 01712 54 00-111. www.impulstanz.com