Er war ein Star, der sich nie in den Vordergrund drängte. Vielleicht war das mit ein Grund, dass ihm große Titelrollen fast gänzlich verwehrt blieben. Die Rolle des „Professor Bernhardi“ im Schnitzler-Stück bildete eine der wenigen Ausnahmen. Aber Peter Matic, der nach langen Wanderjahren ab 1994 dem Ensemble des Burgtheaters angehörte, verfügte über die rare, wunderbare Gabe, auch kleinere Rollen zu veredeln, scheinbaren Nebenfiguren mehr Kontur und Seele zu verleihen als so mancher Hauptdarsteller. Das lag nicht nur an seinen grandiosen darstellerischen Fähigkeiten, sondern auch an seiner stets gütig klingenden, sonoren Sprechkunst.
Peter Matic besaß eine Jahrhundertstimme, die ihm, auf Umwegen über das Kino, doch zu ganz großen Titelrollen verhalf – als Synchronsprecher von Ben Kingsley. Zu hören in Filmen wie „Gandhi“ oder „Schindlers Liste“. Angesprochen auf die optische Ähnlichkeit mit dem Filmstar, sagte Peter Matic gewohnt feinsinnig: „Ich sehe in Kingsley einen Onkel von mir, dem ich ähnle.“

Insgesamt 85 Rollen verkörperte der wohl letzte Grandseigneur des deutschsprachigen Theaters an der Burg, ab 1960 drehte er zahlreiche Filme, aber seine zweite große Liebe gehörte neben der Schauspielkunst den Hörspielen und den Hörbüchern. So entstand auch das bis heute umfangreichste, mehrfach preisgekrönte Projekt – in 156,5 Stunden las Matic Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ ein.

Zuletzt stand Peter Matic, der 1937 in Wien geboren wurde und einer Offiziersfamilie entstammte, unter anderem in Horváths „Glaube Liebe Hoffnung“ auf der Bühne. Am Dienstag wollte er sich nach seinem Auftritt in Nestroys „Liebesgeschichten und Heiratssachen“ in den Ruhestand verabschieden. Es kam nicht mehr dazu. Im Alter von 82 Jahren ist Peter Matic verstorben, seine Stimme bleibt für immer.

Am Burgtheater zeigte man sich bestürzt über das Ableben des Kammerschauspielers. "Mit Peter Matic verlieren wir einen einzigartigen Schauspieler, aber jenseits des künstlerischen Verlustes trauern wir um einen der nobelsten, freundlichsten, großzügigsten Kollegen, der dieses Credo in seiner täglichen Arbeit im Umgang mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses Hauses lebte", sagt Direktorin Karin Bergmann.

Trauerbekundungen auch aus der WienerStaatsoper: "Wir sind unendlich traurig! Peter Matić war zwar legendärer Burgschauspieler, gehörte aber inzwischen irgendwie auch fest zu uns. Ich weiß, die Wiener Staatsoper lag ihm sehr am Herzen – und er lag uns sehr am Herzen. Seine unverwechselbare Stimme und seine einzigartigen Rollengestaltungen sind unvergesslich – wir haben ihn aber auch für seine äußerst taktvolle, kollegiale, bescheidene und zuvorkommende Art geliebt. Peter Matić war ein Grandseigneur, sowohl künstlerisch als auch menschlich, ohne sich als solcher zu gebaren. Wir sind sehr dankbar über die gemeinsamen vergangenen Jahre – und werden ihn nun schwer vermissen", so Staatsoperndirektor DominiqueMeyer.