Sein Kopf ist voller Glühbirnen. Mehrere Meter hoch ist er eine Mischung aus Kuschelmonster und Geisterbahngespenst mit langem, weißen Gewand: Das ist „Oberon, der König der Elfen“, zumindest so wie ihn Nikolaus Habjan in der letzten Oper von Carl Maria von Weber am Theater an der Wien (eine Koproduktion mit der Bayrischen Staatsoper aus 2017) sieht. Das Werk fristet im Gegensatz zum „Freischütz“ ein eher kümmerliches Dasein. Der Grund dafür liegt aber nicht an der Musik, sondern am Libretto. Das hat mit Shakespeare wenig zu tun, sondern kreist um eine abenteuerliche Heldenstory eines Hüon de Bordeaux und der Kalifentochter Rezia.

Ob dieses fantastische Märchen heute noch funktionieren kann, da hatte offenbar auch der aus Graz stammende Regisseur und Puppenerschaffer große Zweifel. Deshalb erfand er eine Rahmenhandlung und pendelt zwischen einem nüchternen Versuchslaboratorium und einem mitunter etwas überdrehten, bunten Klamauk-Reigen hin und her, der wegen der mitunter viel zu langatmigen Sprechtexte zwischendrin an Schwung einbüßt. Dabei fällt auch die Sommernachtstraum-Stimmung unter den Tisch.

Stars des Abends sind die Puppenspieler (Manuela Linshalm, Daniel Frantisek Kamen, Sebastian Mock) als die drei Pucks. Sie lassen nicht nur Oberon leibhaftig werden, sondern auch viele andere lebensgroße Klappmaulpuppen mit ihren ausdrucksstarken Köpfen und flatternden Stoffkörpern. Sie kichern, stöhnen und schnarren, dass es eine wahre Freude ist. Das ist Kasperltheater von höchster Güte mit grotesker Übertreibung und gefällt auch dem Publikum. Hingegen wirkt der Klamauk bei den Sängermenschen teils aufgesetzt. Mauro Peter ist ein kraftvoller Oberon, Juliette Mars seine keifende Gattin Titania. Annette Dasch singt die Rezia solide. Mit wunderbarer Stimmkultur lässt Natalia Kawalek als Fatime aufhorchen. Vincent Wolfsteiner ist ein eindimensionaler, wenig subtiler Hüon. Kernig: Daniel Schmutzhard als Knappe. Wunderbar wie immer: der Schoenberg Chor. Feenzauber, Leidenschaft, Verzweiflung, Komik all dies findet man meisterhaft in der Musik. Sie wird vom extrem temperamentvoll gestikulierenden Thomas Guggeis und dem nicht immer ideal disponierten Wiener KammerOrchester wiedergegeben. Viel Applaus ohne Widerspruch!

Oberon. Theater an der Wien. Nächste Termine: 15., 17., 19. Mai. www.theater-wien.at