Morgen beginnt in Graz das Klanglicht-Festival. Sie haben dafür ein Projekt des südafrikanischen Künstlers und Regisseurs William Kentridge an Land gezogen. Wie kam es denn dazu?
IRIS LAUFENBERG: Ich bin von ihm begeistert, seit ich seine Werkschau in Berlin und seinen „Wozzeck“ in Salzburg gesehen habe und dachte mir, das passt zu unserem Afrika-Schwerpunkt in dieser Saison. Er befasst sich in „Notes towards a Model Opera“ mit Südafrika und der Apartheid, aber auch mit dem europäischen und dem chinesischen Kolonialismus. Und er malt dabei mit Licht und Schatten. Ich dachte mir, das passt ganz gut zu unserer Kunst und auch ins Klanglicht-Programm.

Die Installation läuft auf drei Leinwänden auf der Hauptbühne, und man muss sich wohl darauf einlassen. Das Klanglicht-Publikum flaniert aber eher.
Aber vielleicht finden die Leute es auch ganz spannend, bei dieser Installation innezuhalten. Und vielleicht leuchtet ja einiges davon nach.

Stimmt es, dass die Auseinandersetzung mit Afrika dem Grazer Schauspielhaus heuer eine Einladung zu den Autorentheatertagen nach Berlin gebracht hat?
Ulrich Khuon vom Deutschen Theater in Berlin veranstaltet die Autorentheatertage seit langem gemeinsam mit zwei Partnertheatern. Bisher waren das die Burg und das Züricher Schauspielhaus. Diesmal hat er das Neumarkt-Theater und uns gefragt, weil wir uns offenbar mit Gegenwartstheater ein glaubhaftes Profil erarbeitet haben. Eine große Ehre. Eine Jury sucht aus 120 Einsendungen drei Stücke aus, das Grazer Schauspielhaus wird davon eines aufführen, „ruhig blut“ von Eleonore Khuen-Belasi, einer Philosophin, die ihr erstes Stück geschrieben hat. Wir sorgen in Koproduktion mit dem Deutschen Theater für Besetzung, Bühne, Kostüme und Regie. Clara Weyde wird das für uns inszenieren. Es ist Anfang Juni bei der „Langen Nacht der Autorinnen in Berlin“ zu sehen und nächste Spielzeit bei uns.

Sie zeigen in Berlin auch Ihre Produktion „Die Revolution frisst ihre Kinder“?
Ja, der Kurator der Autorentheatertage hat sich das in Graz angesehen, weil er Regisseur Christoph Gockel interessant findet. Und war davon so begeistert, dass er beschloss, das muss mit nach Berlin, auch wenn es streng genommen kein Autorentheater ist. Also sind wir dort sogar mit zwei Produktionen vertreten.

Bildstark, ungewöhnlich: "Die Revolution frisst ihre Kinder" am Grazer Schauspielhaus
Bildstark, ungewöhnlich: "Die Revolution frisst ihre Kinder" am Grazer Schauspielhaus © Lupi Spuma

„Die Revolution frisst ihre Kinder“, bezogen auf Büchners „Danton“, entstand zum Teil in Burkina Faso. In Graz war der Publikumszuspruch eher ausbaufähig, oder?
Von den nackten Zahlen her vielleicht. Aber wer es sich ansah, war durchwegs überrascht und begeistert. Wir werden jedenfalls langfristig weiter an Projekten wie unserem Afrika-Schwerpunkt arbeiten. In der nächsten Spielzeit stehen mit der „Revolution“ auch mehrere Gastspiele an, unter anderem am africologne-Festival in Köln. In Graz ist das Stück am 15. Juni zum vorerst letzten Mal zu sehen, ich kann es jedem nur ans Herz legen.

Das Grazer Schauspielhaus wurde mit Clemens Setz’ „Erinnya“ auch zum Stückemarkt in Heidelberg eingeladen. Ihr Schwerpunkt auf österreichische Gegenwartsdramatik mit Autoren von Ferdinand Schmalz bis Fiston Mwanza Mujila lohnt sich offenbar. Machen Sie da weiter?
Wir stellen den nächsten Spielplan Anfang Mai vor, ich kann vorher noch nichts verraten. Wir nehmen aber auf jeden Fall sehr bewusst einige österreichische Autoren ins Program. 

Den jährlichen Schmalz?
Damit kann man rechnen. Und es wird auf jeden Fall noch zwei Überraschungen geben.

Bisher hatte jede Ihrer Grazer Saisonen ein Motto. Verraten Sie wenigstens dieses?
Wir werden den Begriff „Heimat“ untersuchen. Dabei wird vielleicht auch einiges anders als erwartet.