Im Genre der Weihnachtskomödien sind Alan Ayckbourns 1980 geschriebene "Schöne Bescherungen" bereits ein echter Klassiker. 2007 holte Michael Schottenberg im Volkstheater viel 80er-Jahre-Flair unter den Weihnachtsbaum, 2016 sorgte Sarantos Zervoulakos in St. Pölten nicht nur für beste Unterhaltung, sondern auch für viele Zwischentöne. Am Burgtheater bereitet nun Barbara Frey den Gabentisch.

Alan Ayckbourn ist ein echter Theaterprofi. Über 70 Stücke hat der 79-jährige Brite, der lange auch ein Theater in Scarborough leitete, bisher geschrieben, in mehr als 35 Sprachen wurden sie übersetzt. Und auch, was er über die familiäre Dynamik rund um den Heiligen Abend zu erzählen hat, ist von universeller Gültigkeit: Das "Fest der Liebe" sorgt schon im Normalfall für Vollstress und Belastungsproben, denen auch abgehärtete Beziehungen nicht immer standhalten, in der Eskalationsstufe jedoch für Mord und Totschlag. Klar, dass Ayckbourn die bürgerliche Scheinidylle im künstlichen Kerzenschein genüsslich in Trümmer gehen lässt.

Eine explosive Mischung

Gastgeber ist das Ehepaar Neville und Belinda. Eingeladen ist eine große Runde, eine explosive Mischung aus Freunden und Verwandten, Paaren und Singles. Im Mittelpunkt des Interesses steht ein Neuzugang: Clive, ein attraktiver junger Schriftsteller, wurde von Belindas Schwester Rachel eingeladen und wird nun zum Objekt der Begierde. Nicht neu ist dagegen, dass Onkel Bernard, der Mann von Nevilles Schwester, dem Abend mit besonderer Vorfreude entgegenfiebert - sieht er doch sein traditionelles (und von allen gehasstes) weihnachtliches Puppenspiel als eigentlichen Mittelpunkt des Festes. Heuer warten "Die drei kleinen Schweinchen" auf ihren Auftritt. Je später der Abend wird, desto höher steigen Aggressions-und Alkoholpegel. Alle Jahre wieder...

Barbara Frey, die nach dieser Saison als Intendantin des Schauspielhauses Zürich nach zehn Jahren ihren Abschied nimmt, hat am Burgtheater immer wieder inszeniert, etwa 2015 die Labiche-Komödie "Die Affäre Rue de Lourcine" mit dem hinreißenden Paar Nicholas Ofczarek und Michael Maertens als zwei Spießer, die sich nach einer durchzechten Nacht plötzlich in einem Albtraum wiederfinden. Ofczarek (als Neville) und Maertens (als Bernard) stehen auch diesmal an der Spitze eines Ensembles, das alle Voraussetzungen hat, dem Publikum tatsächlich "Schöne Bescherungen" zu bereiten. Neben Maria Happel, Katharina Lorenz, Falk Rockstroh, Tino Hillebrand und Marie-Luise Stockinger sind auch die frisch gekürte Nestroy-Preisträgerin Dörte Lyssewski als Rachel und Fabian Krüger als Clive mit dabei. Weihnachten kann kommen.