Am Anfang sitzen acht identische Männnergestalten in Anzug und tiefem Scheitel auf einem Mauersims und lecken einander die Schuhe ab. So sauber also geht es zu am Hof der Königin Elisabeth, die in ihrem religiös frisch durchreformierten Inselreich nur ein gravierendes Problem hat: ihre katholische Cousine Maria Stuart. Denn der etwaige Thronanspruch der schottischen Königin könnte Elisabeths Herrschaft gefährden. Immerhin aber sitzt Maria seit Jahren in einem Kerker der britischen Monarchin fest - und auch das Todesurteil ist längst gesprochen. Nur vollstreckt ist es noch nicht.

So beginnt Friedrich Schillers berühmtes Königinnendrama, aus dem Regisseur Stephan Rottkamp am Grazer Schauspielhaus unter kurzweiliger Zuspitzung des Grundkonflikts einen faszinierenden Bilderreigen baut, in dem das Ringen der beiden Königinnen sich vor dem Hintergund allzu stabiler männlicher Machtstrukturen abspielt. 

Sarah Sophia Meyer als kühl kalkulierende, unsichere Elisabeth und Henriette Blumenau als impulsiv gegen Haft und Demütigung aufbegehrende Maria Stuart machen sich vor dieser Männerriege letztlich beide machtlos aus. Denn nicht nur der opportunistische Leicester (Florian Köhler), der eifernde Burleigh (Pascal Goffin), der stürmische Tatmensch Mortimer (Benedikt Greiner) beanspruchen hier die Erzählung mit großen Gesten und chorischer Präsenz für sich, es sind, zeigt Rottkamp, die Strukturen einer Männergesellhaft, gegen die beide Königinnen ohne großen Erfolg anrennen.

Ein durchaus schlüssiger Interpretationsansatz; heimlicher Star des Abends aber ist die Bühne von Robert Schweer, deren wie schwerelos kippende, schwebenden Ebenen die wackeligen Allianzen und charakterlichen Schwächen der Protagonisten famos illustrieren. Langer Applaus.