Der deutsche Bundesverband Musikindustrie hatte ja den "Echo" nach einem Antisemitismus-Skandal um die Rapper Kollegah und Farid Bang angesichts harscher Kritik an der Ehrung beider Musiker komplett abgeschafft. Die deutsche Klassik-Branche startete daraufhin ihren eigenen Preis „Opus Klassik“. Zu den Talenten und Stars, die im Oktober in Berlin vom Verein zur Förderung der Klassischen Musik ausgezeichnet werden, zählen auch drei Österreicher bzw. deren Produktionen: Christina Pluhars „L’Arpeggiata“ als Ensemble des Jahres („Händel Goes Wild“, Erato), Emmanuel Tjeknavorian als Nachwuchskünstler des Jahres/Violine („Solo“, Sony) und Philharmonix im Genre Klassik ohne Grenzen („The Vienna Berlin Music Club Vol. 1“, Deutsche Grammophon). Als bestes Video und Welt-Ersteinspielung des Jahres wird "Ulenspiegel" von Walter Braunfels (Capriccio) geehrt: Die Produktion vom Brucknerfest 2014 in der Regie von Roland Schwab leitete Martin Sieghart, ehemaliger Dirigier-Professor an der Kunstuniversität Graz, im "EntArteOpera Choir" sangen großteils KUG-Studenten mit.

Die Sopranistin Diana Damrau wird als Sängerin des Jahres und Tenor Juan Diego Flórez als Sänger des Jahres geehrt. Als Dirigent des Jahres wird Cornelius Meister vom ORF Radio-Symphonieorchester ausgezeichnet. Preisträger in der Kategorie Instrumentalist des Jahres (Klavier) ist Daniil Trifonov. Neben dem russischen Pianisten werden Frank Bungarten (Gitarre), Albrecht Mayer (Oboe), Mie Miki (Akkordeon) und Roman Patkoló (Kontrabass) als Instrumentalisten des Jahres ausgezeichnet. Die Staatsphilharmonie Ludwigshafen wird für ihre CD mit Orchesterwerken von George Antheil in der Kategorie Konzerteinspielung des Jahres gewürdigt.

Zu den weiteren Preisträgern zählen u.a. das Gewandhausorchester unter Andris Nelsons, Lisa Batiashvili, Julia Lezhneva und Martha Argerich an der Seite von Sergei Babayan. Über die Auszeichnung in der Kategorie "Klassik für Kinder" dürfen sich Lucas und Arthur Jussen gemeinsam mit Katja Riemann mit ihrer Einspielung von Camille Saint-Saëns' "Karnevals der Tiere" in der Fassung von Roger Willemsen freuen.

Die Preisverleihung findet am 14. Oktober im Konzerthaus Berlin statt und wird am selben Tag um 22.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.

www.opusklassik.de

Zu Christina Pluhars "Handel Goes Wild"

Georg Friedrich Händel, selbst ein lustvoller Improvisator, inspirierte Christina Pluhar, alte Musik einmal mehr neu zu denken. Also holten die seit 1992 in Paris lebende Grazer Lautenistin und Harfenistin und ihr Originalklangensemble „L'Arpeggiata“ neben den hinreißenden Gesangssolisten Nuria Rial (Sopran) und Valer Sabadus (Countertenor) auch wieder den italienischen Klarinettisten Gianluigi Trovesi mit an Bord, der mit seinen Klanggirlanden beweist, dass zwischen Barock, Jazz und Klezmer außer ein paar Jahrhunderten wenig liegt. „Handel Goes Wild“ heißt es, wenn Pluhar und die Ihren eine Sinfonia des deutschen Meisters sowie Arien von „Alcina“ über „Semele“ bis „Rinaldo“ und dazu Stücke von Vivaldi und Kapsberger frisch deuten.

Zu Emmanuel Tjeknavorians "Solo"-CD

Emmanuel Tjeknavorian, Ausnahmekünstler mit armenisch-iranischen Wurzeln, wurde 1995 in Wien als Sohn einer Pianistin und eines Dirigenten geboren. Auch wenn er bereits mit sieben Jahren mit Orchestern auftrat - als Wunderkind mag der Geiger nicht gelten. Dazu ist ihm die ernsthafte Arbeit an der Musik viel zu wichtig, so mit Gerhard Schulz, vormals Mitglied des genialen Alban Berg Quartetts, bei dem er seit 2011 studiert. 2015 Triumphe beim Sibelius-Wettbewerb in Helsinki, im August erhielt er den Ensemblepreis der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern - die Liste seiner Auszeichnungen ist mittlerweile sehr lang.

Im Dezember legte der 23-Jährige mit „Solo“ sein erstes Album vor, das die Kritiker einhellig loben: „Tjeknavorian spielt sich gleich beim CD-Debüt auf den Gipfel“, schrieb etwa der Spiegel, unter anderem mit Bachs Chaconne in d-Moll oder einer witzigen, aber tückisch schweren „Suite des Alpes“ von Christoph Ehrenfellner.

Zum Album der Philharmonix

„Nicht alles ist klassisch, aber alles hat Klasse“, heißt es auf Volume 1 der Philharmonix. Kann man so sagen. Rotzfrech bürsten drei Wiener und drei Berliner Philharmoniker inkl. Pianist Christoph Traxler Brahms, Piazzolla, Satie, Queen, Sting & Co gegen den Strich. Edler *****Spaß.