Passion und Leidenschaft ist das übergeordnete Motto der Salzburger Festspiele 2018. Claudio Monteverdis „L'incoronazione di Poppea“ passt genau in dieses Schema, geht es dabei doch um ein Liebespaar, das zur Glückserfüllung auch über Leichen geht. Die skrupellose Leidenschaft von Kaiser Nero und der Gattin in spe Poppea wird in Monteverdis Oper aber zum recht sperrigen Gebilde, weil nur eine rudimentäre Instrumentierung überliefert ist. Der musikalische Leiter William Christie orientiert sich in Salzburg am kargen Original und setzt ganz auf den Basso continuo, der in manchen Sätzen um zwei Geigen und drei Bläser erweitert wird. Dafür ist der Basso continuo mit zwölf Instrumenten üppig ausgefallen, um ein wenig Klangfülle und Abwechslung zu erreichen.

Der Fokus legt sich auf die Stimmen, wobei die Schönsängerin Sonya Yoncheva, die die Poppea mit luxuriösem Sopran ausstattet weniger Jubel einheimst als Stéphanie d'Oustrac, die ihre Ottavia mit tiefem Ausdruck versah. Kate Lindsey, Ana Quintans, Dominique Visse, Marcel Beekman und viele andere Solisten sorgen für festpielwürdiges Niveau.

Ein wenig Jubel und recht viele Buhs gab es für Regisseur Jan Lauwers. Der Belgier, der eigentlich aus dem Performance- und Tanztheater kommt, hat seine allererste Opernregie im Grunde zurückhaltend angelegt: Mit den Tänzern des Bodhi Project und des Sead bespielt er einige Themen der Oper mit eigenwilligen bis seltsamen Bildern, wie etwa Solisten, die sich bis zur Erschöpfung minutenlang um die eigene Achse drehen. Auch wenn er in punkto Sinnlichkeit einiges bietet und mit der barocken Mischung aus Eros und Thanatos interessant herumexperimentiert, ist es ein mitunter disparater Abend geworden.

Weitere Termine: 12., 15., 18., 20., 22. und 28. August. www.salzburgerfestspiele.at