Jubel für die Sänger, den Dirigenten und das Orchester, Buhchöre für das Regieteam: Auch die sechste und letzte Opernproduktion dieses Salzburger Festspielsommers entzweite die Gemüter der Premierengäste, zu denen u. a. Anna Netrebko und Erwin Schrott, Eliette von Karajan und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis gehörten.

Gleichnis. Die 1901 in Prag uraufgeführte, vorletzte der elf Opern von Antonin Dvorak hat der Komponist als "lyrisches Märchen" bezeichnet. Die Geschichte von der Sehnsucht einer Nixe nach menschlicher Liebe wurde über hundert Jahre lang als Gleichnis für das schuldhaft zerstörte Verhältnis des Menschen zur Natur gedeutet. In Salzburg stellen Jossi Wieler und Sergio Morabito die verdrängten sexuellen Wünsche in den Vordergrund ihrer Inszenierung und lassen die Titelheldin durch Selbstmord in einem Bordell enden.

Debüts. Der Österreicher Franz Welser-Möst dirigierte erstmals eine Opernpremiere bei den Salzburger Festspielen. Der designierte Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper stand aber nicht am Pult der Philharmoniker, sondern an jenem des seit 2002 unter seiner Leitung stehenden Cleveland Orchestra, das erstmals seit 1935 wieder im Orchestergraben Platz nahm. Dort agierte es als präzise funktionierende Hochleistungsmaschine, deren Holzbläser in delikatesten Farben schwelgten und jene Wärme entwickelten, die den zu kühler Glätte neigenden Streichern ein wenig abging.

Stimmiges Ensemble. Piotr Beczala führt mit seinem tenoralen Schmelz, seiner Gesangskultur und seiner Ausdruckskraft ein bis in die kleinsten Rollen stimmig besetztes Ensemble an. Camilla Nylund hat für die Titelrolle einen mädchenhaften Sopran anzubieten, der wirkungsvoll mit den gleißenden Tönen ihrer Rivalin, der von Emily Magee gesungenen fremden Fürstin, kontrastiert. Fülle und Wärme bietet Alan Held als Wassermann auf. Adam Plachetka als profunder Förster und Eva Liebau als knabenhafter Küchenjunge tragen tatkräftig zum hohen vokalen Niveau des Abends bei.