Eine Viertelstunde vor dem Ende wähnten sich die der meistgespielten Oper der Welt offenbar unkundigen Besucher der Premiere von Wolfgang Amadeus Mozarts "Zauberflöte" bereits am Ziel. Der Zwischenvorhang nach der Feuer- und Wasserprobe animierte sie zu einem vermeintlichen Schlussapplaus, den der Dirigent mit keiner Geste zu stoppen vermochte. Riccardo Muti musste mitten im Beifall mit dem Vorspiel zu Papagenos letzter Arie beginnen, um die Vorstellung über die Runden bringen zu können.

Glänzendes Ensemble. Eine hochkarätiges Ensemble sicherte der einzigen Opern-Wiederaufnahme dieses Sommers Festspielniveau. Dazu trugen vor allem die neu hinzugekommenen Sänger entscheidend bei. Albina Shagimuratova gelang von den drei mit großer Spannung erwarteten Salzburg-Debüts russischer Sängerinnen der mit Abstand überzeugendste Erstauftritt. Nach dieser beeindruckenden Leistung, blitzende Koloraturen nicht als Zierat zu präsentieren, sondern in den Dienst des Ausdrucks zu stellen, wird die Opernwelt die 28-jährige Sopranistin mit Angeboten überhäufen, die Königin der Nacht zu singen. Michael Schade ist noch immer weit und breit der beste Tamino und Franz-Josef Selig vereint als Sarastro Bassesschwärze mit hoher Gesangskultur. Einzig Markus Werba macht als Papageno nur gute Figur, ohne seinen Vorgänger Christian Gerhaher übertreffen zu können. Wie schon bei der Premiere im Jahr 2006 beeindruckt Genia Kühmeier mit innigem Silbersopran als Pamina und Franz Grundheber ist erneut eine wahre Luxusbesetzung für den Sprecher.

Große Würde. Riccardo Muti, der meistbeschäftigte Dirigent dieses Salzburger Sommers, demonstriert einmal mehr wunderbares Einverständnis mit den Wiener Philharmonikern. Er stattet die Priester-Szenen mit großer Würde aus, greift aber in den anderen Teilen mittlerweile zu etwas beschwingteren Zeitmaßen als im Mozart-Jahr.

Ohne Kommentar. Damals musste diese Inszenierung, die 1995 in Amsterdam Premiere gehabt hatte, nach Salzburg importiert werden, weil sich Muti weigerte, nochmals die 2005 herausgebrachte Regiearbeit von Graham Vick zu dirigieren, der die "Zauberflöte" in einem Altersheim angesiedelt hatte. Ihr Ersatz lebt vor allem von den fantasievollen, knallbunten Bühnenbildern des 2006 verstorbenen holländischen Malers und Bildhauers Karel Appel, dessen sich nahezu ständig bewegende Elemente die Virtuosität der Salzburger Bühnentechnik unter Beweis stellen. In Appels Märchenwelt erzählt Regisseur Pierre Audi das Geschehen ganz geradlinig, ohne szenischen Kommentar und nahezu ohne Interpretation - was ihm jetzt bei der Wiederaufnahme etliche Buhrufe bescherte.