Prominente deutsche Aushängeschilder der bildenden Kunst prägen heuer bei den Salzburger Festspielen die Szene. Rebecca Horn drückte als Ausstatterin und eingesprungene Regiedebütantin Salvatore Sciarrinos "Luci mie traditrici" ihren Stempel auf, Daniel Richter malte die Bühnenbilder für den dreiteiligen Bartók-Abend im Großen Festspielhaus.

Ouvertüre. Dieser beginnt zunächst mit Béla Bartóks "Vier Orchesterstücken" op.12, grandios gespielt von den Wiener Philharmonikern unter Peter Eötvös vor einem sich sanft blähenden blauen Vorhang. Danach versinkt das Orchester in den Graben, öffnet sich der Vorhang vor farbprallen Riesengemälden, in denen die achtzig Mitglieder des Chors der Wiener Staatsoper Platz finden. Weil Bartóks Rechtsnachfolger eine Inszenierung nicht erlaubten, erklingt seine pantheistische "Cantata profana" in einer Installation, in deren Zentrum ein Häuschen mit aufblasbarem Riesenwellensittich, dem allmählich die Luft ausgeht, und ein Baum stehen: Brückenschlag zwischen Natur und moderner Großstadt.

Geschlechterkampf. Das düstere Geäst eines Lebensbaums bildet den Hintergrund für Bartóks einzige Oper "Herzog Blaubarts Burg". Der holländische Regisseur Johan Simons, der designierte Chef der Münchner Kammerspiele, deutet sie als Geschlechterkampf. Vom symbolistischen Text von Béla Balázs nach dem Märchen von Charles Perrault und dem Öffnen der sieben Türen will er nichts wissen. Wie sein Kollege Claus Guth beim "Don Giovanni" zeigt auch er die letzte Stunde im Leben des Titelhelden, den er als kriegsversehrten Offizier vorführt, den Judith als Krankenschwester im Rollstuhl über die Bühne schiebt.

Der Ansatz ist interessant, trägt aber nicht über eine ganze Stunde: Für Simons und sein Team gab es heftige Buhrufe. Verdienten Beifall ernteten hingegen MichelleDeYoung und Falk Struckmann als Protagonisten des letztlich von den Wiener Philharmonikern und ihrem mit Bartóks Musik eng vertrauten Dirigenten Eötvös getragenen Abends.