Die Felsenreitschule dient als atmosphärische, nur mit einigen Spielpodien versehene Kulisse für Charles Gounods Oper "Roméo et Juliette", die der Broadwayregisseur Bartlett Sher mit leichter Hand zwar nicht originell, aber höchst professionell in Szene gesetzt hat. Er kann Personen führen und weiß das Spieltalent seines Liebespaares auszunützen.

Nervenstärke. Nervenstark ersetzt Nino Machaidze in der vom TV mit viertelstündiger Verspätung übertragenenen Premiere ihre schwangere Kollegin Anna Netrebko als Juliette. Die 25-jährige Georgierin ist hoch begabt, besitzt eine ansprechende, wenn auch nicht ganz ausgereifte Stimme, die bisweilen etwas spitz klingt. Und Rolando Villazón hat sich von seiner Stimmkrise noch nicht ganz erholt. Er bemüht sich war, seinen im französischen Repertoire unsangebrachten veristischen Vortragsstil zu vermeiden, offenbart dabei aber etliche Schwächen im Piano.

Pfiffiger Page. Glänzend besetzt sind die Nebenrollen mit Mikhail Petrenko als starkem Frère Laurent, Falk Struckmann als Graf Capulet mit großer Autorität, Cora Burggraf als pfiffigem Pagen Stéphano und der Steirer Mathias Hausmann als nobler Graf Paris.

Talent. Als herausragendes Talent erweist sich der junge Debütant Yannick Nézet-Séguin, der das Mozarteum-Orchester zu erfreulich idiomatischem Spiel geführt hat.