Die Latte für alle weiteren Konzerte dieser Festspiele sehr hoch gelegt haben die Wiener Philharmoniker mit ihrem ersten Salzburg-Auftritt in diesem Sommer. Unter Altmeister Pierre Boulez (83) präsentierten sie am Sonntag im Großen Festspielhaus aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts stammende Werker dreier Klassiker der Moderne. Und eröffneten damit auch den Béla-Bartók-Schwerpunkt des erfreulich eng verzahnten Festspiel-Programms: Sieben Konzerte ergänzen die Inszenierung der Oper "Herzog Blaubarts Burg", die am 6. August Premiere hat.

Treibende Kraft. In Bartóks erstem Klavierkonzert erwies sich Daniel Barenboim (65) als treibende Kraft. Als Solist unterstrich er mit enormer motorischer Intensität die Absicht des Komponisten, das Klavier als Perkussionsinstrument einzusetzen. In sanfteren Tönen hatten die Wiener Philharmoniker zuvor bei den "Valses nobles et sentimentales" von Maurice Ravel geschwelgt, bei denen sie farbliche Delikatesse und Wiener Note in Einklang brachten.

Hohe Transparenz. Ohne Taktstock und mit sparsamen, nüchternen Bewegungen, aber großer rhythmischer Spannung lotste Boulez die Wiener Philharmoniker durch Igor Strawinskys kompletten "Feuervogel". Mit hoher Transparenz und umwerfender Opulenz verdeutlichte er, wie sehr Strawinsky erstes Ballett vom klangfarblichen Raffinement des französischen Impressionismus und der Rimski-Korsakow-Schule beeinflusst ist.