Erst beim Schlussbeifall zeigten die 7000 Premierengäste Temperament und überschütteten die Interpreten von Giacomo Puccinis Oper "Tosca" auf der Seebühne der Bregenzer Festspiele mit heftigem Applaus. Zuvor hatten sie nur ein einziges Mal die Hände gerührt: Zu einem Zwischenapplaus nach dem so genannten "Gebet" der Tosca, das Catherine Naglestad mit einer berührenden Intimität vorgetragen hatte, die ihr "Vissi d'arte" zum musikalischen Höhepunkt des Spektakels werden ließ.

Effektvolles Spektakel. Regisseur Philipp Himmelmann, der zum Saisonschluss an der Grazer Oper Alban Bergs "Wozzeck" inszeniert hat und im Herbst zum Saisonauftakt Wagners "Tannhäuser" in Szene setzen wird, zeigt auch im zweiten Sommer eine den Riesendimensionen Rechnung tragende, zum effektvollen Spektakel tendierende Inszenierung, für die Johannes Leiacker das Riesenauge als mehrdeutiges optisches Symbol geschaffen hat.

Neue Protagonisten. Von den drei Premierenprotagonisten des Vorjahres ist heuer niemand mehr dabei. Jetzt dominiert Catherine Naglestad mit dunklem Sopran und reifer Vortragskunst das vokale Niveau. Andrew Richards setzt als jugendlicher Cavaradossi allzu häufig auf tenorale Effekte, Claudio Otelli vermag dem Scarpia kein Furcht einflößendes vokales Profil zu geben.

Drei verschiedene Besetzungen. Unter Ulf Schirmer sind in den 23 "Tosca"-Vorstellungen dieses Sommers aber drei verschiedene Besetzungen für die drei Hauptrollen am Werk.