SALZBURG. Die eine ist gefährlich schön, die andere schön gefährlich. In Georg Friedrich Händels "Giulio Cesare in Egitto" aus 1724 muss der römische Imperator erst den Fallstricken des Königs Ptolemäus entkommen, um dessen Schwester Kleopatra lieben und das besetzte Land befrieden zu können.

Die raffinierte Kriegsparabel hatte Neointendantin Cecilia Bartoli ja zum Kernstück ihrer Pfingsfestspiele gemacht. Jetzt bringt der italienische Mezzo den Dreiakter mit Triumph zu den Sommerfestspielen. Allein die Gipfelkonferenz der Countertenöre lohnt die fünf Stunden Sitzfleisch im Haus für Mozart: Jochen Kowalski als Dienerin und der bravouröse, darstellerisch aber hölzerne Andreas Scholl als Cesare werden noch übertroffen vom virilen Christophe Dumaux als politische Spinne Tolomeo und Philippe Jaroussky als rachetrunkenen Sesto.

Ob kokett tänzelnd mit Bravourkoloraturen oder wie ein Guantanamo-Häftling mit Sack über dem Kopf in einem Lamento berührend: La Bartoli, getragen vom galanten Klang des "Giardino Armonico" unter Giovanni Antonini, ist ein Naturereignis. Wie schon bei der Premiere polarisierte die (aktualisierte) Regie: Mosche Leiser und Patrice Caurier brechen das Drama mit Ironie und zeigen im Schlussbild beim Freiblick auf einen echten Radpanzer im Toscaninihof: Der Krieg geht immer weiter.