Was stand am Anfang dieses Filmprojekts?
BRIGITTE KARNER: Regisseur Tobias Hermeling und ich haben uns kennengelernt, weil er meine lyrischen Aufnahmen geschätzt hat. Wir haben bemerkt, dass wir sehr gut über Kunst reden können. Eines Tages sagte er, er würde gerne einen Film machen. Ich habe gelacht und gesagt: „Ich auch.“ Es ist ein ungeförderter Film. Wir haben verabredet, dass wir uns jeden zweiten Monat für einen Tag mit der Kamera treffen. Wir haben fünf Jahre an diesem Film gearbeitet.


Wie haben Sie es geschafft, über einen so langen Zeitraum an dem Thema dranzubleiben?
In der Kunst muss man andere Energien anzapfen. Es war wie eine Tür in einen Berg. Irgendwann haben wir angefangen, einen Schlüssel zu suchen und die Tür aufzusperren. Wir haben uns sonst nie gesehen. Nur, um in diesen Berg zu gehen, weiter zu arbeiten und zu forschen. Wir haben uns gefragt: Was suchen wir heute? Wie Forscher wollten wir herausfinden, was das jeweils Wahre an dieser Situation ist: die Aufgeregtheit der Protagonistin, ihr Glücksgefühl über das Angebot der Rolle und dann die plötzliche Absage.


In den Plot über die fiktive Person sind dokumentarische Aufnahmen von Ihnen als Schauspielerin in jungen Jahren eingearbeitet. Wie viel von Ihrer eigenen Geschichte steckt in diesem Film?
Mit meiner Geschichte hat dieser Film nichts zu tun. Ich erkläre Ihnen, weswegen: Ich bin keine alleinstehende Frau, habe Familie – das ist etwas Anderes. Es wäre gut, wenn die Figur Arbeit hätte, sie muss ihr Leben finanzieren. Ihr fehlt das Gegenüber. Sie hat nur ihren Hund.

Schauspielerin Brigitte Karner  und RegisseurTobias Hermeling kamen zur Diagonale-Eröffnung
Schauspielerin Brigitte Karner und RegisseurTobias Hermeling kamen zur Diagonale-Eröffnung © Juergen Fuchs


„Schauspielerin“ ist Ihre erste Kinorolle nach einiger Zeit. Haben Sie nun wieder Blut fürs Filmemachen geleckt?
Immer (lacht). Wenn es Qualität hat und Spaß macht wie bei diesem Projekt. Meine Kinder sind mittlerweile groß, alles in trockenen Tüchern. Jetzt kann ich mich wieder ein bisschen um mich selber kümmern. Es wäre schön, wenn Angebote kommen könnten. Aber ich bin sehr anspruchsvoll.


Was muss eine Geschichte oder ein Drehbuch denn haben, damit Sie zusagen?
Es muss mich interessieren und es muss so sein, dass man es unbedingt erzählen muss.


Sie haben jahrzehntelange Erfahrung als Schauspielerin. Wie hat sich denn die Branche seit Ihren Anfängen verändert?
Meine Leidenschaft dafür hat sich seltsamerweise gar nicht verändert. Ich möchte Geschichten von Frauen erzählen, was sie in einer Situation empfinden. Und ich möchte berühren. Das ist mir enorm wichtig – auch bei meinen Lesungen, die eigentlich Theaterabende sind.


Sind schon neue Filmprojekte in Sicht?
Es gibt ein Projekt mit einem Regisseur, mit dem ich ganz am Anfang meiner Karriere einmal gearbeitet habe. Mehr darf ich noch nicht verraten, aber es wird spannend werden, wie diese Begegnung nach so langer Zeit aussehen wird.