Was da auf den ersten Blick wie leichte Sommerlektüre aussieht, entpuppt sich bald als starker Tobak, ist doch der Held der Geschichte der erfolglose, traurige Comic-Zeichner Eric, der, geschieden und verschuldet, am Tiefpunkt seines Lebens angekommen scheint. Zu allem Überfluss ist sein halbwüchsiger Sohn Isaac Autist und lebt in einer Klinik, wo ihn der Vater wöchentlich besucht, ohne wirklich mit ihm kommunizieren zu können. So weit, so trist.


Doch schon während dieser ersten Seiten des Romans scheint ein Schmetterling durchs Geschehen zu flattern (der später auch wirklich auftauchen wird), so amüsant und charmant erzählt der französische Autor und Ex-Lehrer Manu Causse von seinen beiden Antihelden, die schließlich spontan zu einer Spritztour quer durch Frankreich aufbrechen. Denn Eric erbt von einem Onkel die titelgebende „grüne Ente“, einen 2CV Baujahr 1973, was zuerst einmal ein Schock für ihn ist. Denn in diesem Auto sind seine Eltern ums Leben gekommen, als er selbst sieben Jahre alt war. Als er sich entschließt, mit Isaac durchzubrennen, beginnt ein abenteuerlich-schräges Roadmovie, in dessen Verlauf er lernt, seine Vergangenheit anzunehmen und eine Kommunikation mit seinem Sohn aufzubauen. Ein altes Handy ohne SIM-Karte wird zum Übersetzer: „Er hatte recht. Er hat recht, allem und jedem zum Trotz. Gelbes Smiley, alles in Ordnung. Rotes Smiley, Achtung. Ihr Leben, das Leben mit einem L, fängt endlich an. Gelbes Smiley.“

Wunderliche Spritztour


Auf dem Weg zurück ins Leben haben die beiden wunderliche Gesellschaft: Der Geist des toten Onkels und dessen sprechende Katze sitzen auf der Rückbank und steuern ihre Kommentare bei – so skurril und humorvoll, dass Eric manchmal sogar meint, seinen Sohn lächeln zu sehen. Verfolgt wird die seltsame Reisegesellschaft nicht nur von Erics Ex-Frau, sondern auch von einem Gendarmen, dem eher daran liegt, Pilze aufzuspüren als vermeintliche Verbrecher. Und auch ein frecher Schmetterling taucht auf, diesmal als Begleiter einer jungen Frau, die Eric und Isaac auf dieser Reise den Weg zu einem See weist: „Der Tag bricht an, glasklar. Die Sonne ist noch fern, aber der Himmel hat sich bereits für Blau entschieden. Es würde ein herrlicher Tag werden.“


Wer Wolfgang Herrendorfs „Tschick“ und Anna Gavaldas „Zusammen ist man weniger allein“ mit Genuss gelesen hat, wird auch mit der grünen Ente gerne unterwegs sein. Als Symbol für die Vergangenheit taugt sie gut zum Aufbruch in eine freundliche Zukunft. Auch wenn die Sprache dieses Romans leichthändig und souverän daherkommt, so ist dieses Buch keine „leichte Kost“. Trotzdem ist es bezaubernd poetisch, verspielt phantasievoll, zärtlich und tiefsinnig – und vor allem völlig kitschfrei.