Ingeborg Bachmann ist vor bald 48 Jahren gestorben, doch bis heute gilt sie als eine der prominentesten Vertreterinnen der modernen Dichtung nach 1945. Neben ihrer bildhaften, sprachlich prägnanten und zugleich verrätselten Lyrik hat die gebürtige Klagenfurterin in den rund zwanzig Jahren ihrer schriftstellerischen Tätigkeit auch Essays, Hörspiele, literaturkritische Schriften und einen Roman sowie mehrere Fragmente verfasst. Heute  jährt sich der Geburtstag der 1973 verstorbenen Schriftstellerin zum 95. Mal.

Journalistin und Schriftstellerin

Ingeborg Bachmann wurde am 25. Juni 1926 als älteste Tochter eines Schuldirektors in Klagenfurt geboren. Ab 1945 studierte sie in Innsbruck und Graz, später in Wien Philosophie, Psychologie, Germanistik und zeitweise auch Staatswissenschaften. 1950 promovierte sie mit einer Arbeit über "Die kritische Aufnahme der Existenzialphilosophie Martin Heideggers". Zunächst arbeitete Bachmann als Journalistin, von 1951 bis 1953 war sie beim Sender "Rot-Weiß-Rot" tätig, ehe sie als Schriftstellerin hervortrat. Der Durchbruch gelang ihr 1952 bei einer Lesung der Autorenvereinigung Gruppe 47 in Niendorf an der Ostsee.

In den folgenden Jahren lebte Bachmann abwechselnd in München, Zürich, Berlin und Rom, wo sie ihre Werke anfangs unter dem Pseudonym Ruth Keller als politische Korrespondentin der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" publizierte. In diesen Jahren entstanden etwa die Gedichtbände "Die gestundete Zeit" (1953) und "Anrufung des Großen Bären" (1956). 1955 schrieb sie das Hörspiel "Die Zikaden", das war der Beginn der Zusammenarbeit mit dem Komponisten Hans Werner Henze. In ihren lyrischen Zyklen versuchte die Kärntnerin stets, den ihr eigenen Formanspruch mit antifaschistischer Zeitkritik zu verbinden. 1959/60 hielt Ingeborg Bachmann als erste Gastdozentin für Poetik an der Universität in Frankfurt am Main eine Vorlesungsreihe zum Thema "Probleme zeitgenössischer Dichtung".

Hinwendung zur Prosa

Ihre Wahlheimat war aber ab Mitte der fünfziger Jahre Rom. Zudem hielt sie sich zwischen 1958 und 1963 auf Grund ihrer Liaison mit dem Schweizer Schriftsteller Max Frisch oft in Zürich auf. Der Erzählband "Das dreißigste Jahr" (1961) markiert die verstärkte Hinwendung der Schriftstellerin zur Prosa, in der sie Themen wie die problematische und scheiternde Liebe der Frau behandelte. 1961 wurde sie in die Westberliner Akademie der Künste aufgenommen, 1964 erhielt Bachmann den Georg Büchner-Preis der deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, 1968 den Großen Österreichischen Staatspreis und 1971 den Anton Wildgans-Preis der Österreichischen Industrie.

In Rom entstanden ihr einziger vollendeter Roman "Malina" (1971), der Erzählband "Simultan" (1972) und die Erzählung "Gier", die allerdings nur ein Fragment blieb. Der geplante Romanzyklus "Todesarten" wurde nach der Herauslösung des "Malina"-Teils aufgegeben und ist nur in Bruchstücken erhalten.

Ingeborg Bachmann starb am 17. Oktober 1973 in einer römischen Klinik an den Folgen von Verbrennungen, die sie sich bei einem Brand in ihrer Wohnung in der Via Giulia zugezogen hatte. Das Feuer soll durch eine brennende Zigarette ausgelöst worden sein. Seit 1977 wird jedes Jahr in Klagenfurt der nach ihr benannte Literaturpreis vergeben, erster Preisträger war Gert Jonke, ebenfalls gebürtiger Klagenfurter. Seit dem Jahr 2000 heißt der Wettbewerb "Tage der deutschsprachigen Literatur", nachdem die Erben der Dichterin die weitere Verwendung ihres Namens untersagt hatten. Das heurige Wettlesen gewann letzten Sonntag die in Graz lebende Nava Ebrahimi.