Die Aufregung ist groß. Noch bevor der Inhalt bekannt war, wurde Margaret Atwoods neuer Roman „Die Zeuginnen“ für den Booker Prize (die wichtigste britische Literaturauszeichnung) nominiert. Dann passierte Amazon auch noch ein „technischer Fehler“: 800 Exemplare wurden in den USA frühzeitig ausgeliefert. Offiziell erscheint die langerwartete Fortsetzung von „Der Report der Magd“ erst am 10. September.

Vor 34 Jahren erzählte Atwood (79) von einer Gesellschaft, die Frauen brutal unterjocht und zu Gebärmaschinen degradiert. Über 50 Millionen Mal hat sich der Roman der Kanadierin verkauft, der auch den Stoff für eine Emmy- und Golden Globe-gekrönte Serie lieferte. Nun erfährt man das weitere Schicksal der Magd Desfred, die am Ende von einem Wagen abgeholt wurde – aber ging es in ein Arbeitslager oder in die Freiheit? Drei Frauen, darunter die grausame Erzieherin Tante Lydia, legen in der Fortsetzung Zeugnis ab. Und „New York Times“ und „Guardian“ sind sich einig: Der Roman ist das Literaturereignis des Jahres.

Ob Margaret Atwood den Booker Prize erhält, entscheidet sich am 14. Oktober. Es wäre ihr zweiter: Bereits im Jahr 2000 wurde die Autorin, die über 50 Bücher geschrieben hat, für „Der blinde Mörder“ ausgezeichnet. Die Tochter eines Insektenforschers setzt sich auch vehement für Umweltschutz und für Nachhaltigkeit ein. Letzteres gilt wohl auch für ein weiteres spannendes Projekt: Sie hat den allerersten Beitrag für die in Oslo beheimatete „Future Library“ geschrieben, für die Jahr für Jahr ein Autor eingeladen wird, einen Beitrag zu liefern. Veröffentlicht werden alle Texte im Jahr 2114 – zum 175. Geburtstag von Atwood.