Ein malerisches Dorf in der Provence, die Bewohner und die Urlaubsgäste genießen die ersten heißen Sonnentage. Bis fünf Fremde aus Deutschland anreisen. Mit ihnen kehren die Erinnerungen an ein seit dreißig Jahren ungelöstes Verbrechen zurück - und damit auch das Misstrauen, die Angst und der Hass. Denn vor drei Jahrzehnten, exakt im Jahr 1984, feierte in dem Fischerdorf eine sechsköpfige Gruppe ihren erfolgreichen Schulabschluss. Die Clique will einen letzten gemeinsamen Urlaub verbringen. Alles verläuft nach Wunsch und Plan, bis einer der Jugendlichen von einem nächtlichen Schwimmausflug nicht mehr zurückkehrt. Seine Leiche wird am nächsten Tag gefunden und rasch ist klar: er wurde ermordet. Doch nach einiger Zeit müssen die Ermittlungen völlig ergebnislos eingestellt werden. Aber wo Cay Rademacher seine Hände im Spiel hat, erwartet die Leserschaft Hochspannung. So auch in "Der letzte Sommer in Mejean", der im Jahr 2014 sein furioses Finale findet. Die fünf überlebenden Freunde, die sich längst aus den Augen verloren hatten, kehren wieder zurück. Jeder erhielt einen Brief eines anonymen Absenders; in dem Schreiben wird die Klärung des Mordes versprochen. Eine raffiniert aufgebaute Story mit einem ebenso raffinierten Showdown.
Für Furore sorgte die deutsche Autorin Jos Nienke mit dem ersten Teil über "Die Einsamkeit der Schuldigen". Nun folgt der von vielen Fans heiß ersehnte zweite Teil, "Der Abgrund", der erneut zu einer moralischen Irrfahrt an die Abgründe der menschlichen Seele wird. Virtuos inszeniert, wobei Jos Nienke gnadenlos mit ihren Protagonisten umgeht. Und wer hier glaubt, diese Autorin glaube noch an das Gute und an die Guten, der wird ebenso gnadenlos an der Nase herumgeführt und findet sich in einem realen Albtraum wieder.
Mit Holly Wakefield betritt eine neue Forensikerin das Thriller-Genre. Und sie tut es souverän. "Dark Call" ist der Auftakt einer neuen Serie, für die Mark Griffin verantwortlich zeichnet, der erste Band ist versehen mit dem Untertitel "Du wirst mich nicht finden". In der Tat steht Holly, spezialisiert auf Serienmörder, vor der schwierigsten, aber auch gefährlichsten Aufgabe ihres bisherigen Berufslebens. Denn rasch wird ihr und dem Detective Inspector Bishop klar, dass der Killer bald wieder zuschlagen wird. Ein großartiger Plot, der durchaus für schlaflose Nächte sorgen kann.
Schon länger im Amt ist Tommy Bergmann, ein zu Selbstzerstörung neigender Ex-Polizist, den Gard Sveen als markante Figur in die Krimi-Landschaft schickte. Mittlerweile steht sein Ermittler in "Die stille Tochter" vor seinem vierten Fall, der ins Agentenmilieu führt. 1982 verschwand in Oslo eine damalige DDR-Bürgerin und KGB-Spionin spurlos. Vieles deutet darauf hin, dass ihr Geliebter, ein berüchtigter Doppelagent, in den Fall verwickelt ist und seine Freundin verriet. Das Rätsel bleibt ungelöst, ehe, mehr als 30 Jahre später, in einem norwegischen See die Überreste einer Frauenleiche gefunden werden. Tommy Bergmann stößt auf einen alten Skandal, der auch ihm selbst gefährlich werden kann. Wer realistische Geheimdienst-Stories mag, kommt an diesem Werk nicht vorbei.

Cay Rademacher
Ein letzter Sommer in Méjean
DuMont, 464 Seiten
Euro 22,70

Jos, Nienke
Die Einsamkeit der Schuldigen - Der Abgrund
Gmeiner, 508 Seiten
Euro 15,50

Mark Griffin
Dark Call
Du wirst mich nicht finden
Übers. v. Conny Lösch
Harper Collins, 400 Seiten
Euro 15,50

Gard Sveen
Die stille Tochter
Ein Fall für Tommy Bergmann 4
Übers. v. Günther Frauenlob
List, 350 Seiten
Euro 15,50