Vor acht Jahren setzte Kurt Palm mit „Bad Fucking“ neue Maßstäbe im Bereich der gnadenlosen Brachial-Burleske. Der Roman wurde ein stattlicher Bestseller, die Verfilmung zum Kassenschlager. Nun taucht der 64-Jährige mit dem Roman „Monster“ im verfuckten oberösterreichischen Umfeld auf. Es ist wohl eine Wiederkehr und ein Abschied zugleich. Ein Schlussstrich.

Scheinidylle

Noch einmal bedient sich Palm reichlich seines Lieblingsgenres, des Horrorszenarios. Angesiedelt ist die Geschichte an den Ufern des Rottensees, in den Dörfern ringsum herrscht jenes Scheinidyll, das Palm gekonnt wie eh und je zerplatzen lässt wie Seifenblasen. Vieles wird vertuscht, ein einstiger Nazischlächter firmiert hochdekoriert quasi als Vorstand im Verein der angeblich so Tüchtigen und Anständigen. Im See begibt sich ein Riesenfisch auf Menschenjagd, aber sein Treiben ist harmlos im Vergleich zu den Monstern, die an Land ihr Unwesen treiben.

Und sogar George Romero holt der Autor aus der Gruft. Er will seinen letzten Zombie-Film drehen, mit zwei echten, lesbischen Vampiren. Im realistischen Bereich sorgt ein Flüchtlingsheim für heftige Proteste.

Verzweifelter Weckruf

Klingt alles ungeheuerlich vertraut - und doch hat sich einiges verändert. Mag sein, dass Kurt Palm ebenfalls erkannt hat, dass gegen die real grassierenden politischen Zynismen kein Kraut gewachsen ist, ihnen nicht mehr beizukommen ist. Melancholie schwingt mit, verstärkt durch Turgenjew-Zitate. Die Figuren im Roman haben teils kleinere und größere Erbsen auf der Seele, teils Dreck am Stecken. Verschont bleibt niemand.

„Monster“ erweist sich wie ein letzter, verzweifelter Weckruf, er gilt der schlafenden Vernunft. Die aber dreht sich derzeit nur auf die andere Seite. Es wird wohl die rechte sein.

Lesetipp: Kurt Palm: Monster. Zsolnay, 304 Seiten, 21,60 Euro.