Mit "Die Caine war ihr Schicksal" brachte der US-Autor Herman Wouk vor knapp 60 Jahren einen der berühmtesten Romane über den Zweiten Weltkrieg zu Papier. Von dem 1951 erschienenen, mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Werk wurden weltweit mehr als sechs Millionen Exemplare in 17 Sprachen verkauft, die Bühnenfassung am Broadway unter der Regie von Charles Laughton war ebenfalls ein internationaler Erfolg. Edward Dmytryks Verfilmung mit Humphrey Bogart in der Rolle des neurotischen Kapitäns Queeg auf dem Minensuchboot Caine wurde mit sieben Oscar-Nominierungen gekrönt.

Wouk kam 1915 in New York als Sohn jüdischer Einwanderer aus Russland zur Welt. Er wuchs in der Bronx auf, studierte an der Columbia University und verdiente seinen Lebensunterhalt zunächst in der Radiobranche. Er schrieb Texte für Rundfunkkomiker und verfasste Werbestücke für US-Kriegsanleihen. Das Marinemilieu, in dem "The Caine Mutiny" spielt, kannte Wouk aus eigener Erfahrung. Ab 1942 diente er in der US-Marine, drei Jahre davon an Bord eines Minensuch-Zerstörers im Pazifik. Auf See schrieb er auch seinen ersten Roman, "Aurora Dawn", der 1947 einen Verleger fand.

Der Riesenerfolg mit "Die Caine war ihr Schicksal" brachte Wouk Lehraufträge und Gastprofessuren ein, daneben schrieb er weiter Romane. "Marjorie Morningstar" (1955), ein kritischer Querschnitt durch seine Geburtsstadt New York in den 30er Jahren, wurde von der Kritik begeistert aufgenommen. 1959 lieferte er das populäre Sachbuch "This Is My God", eine sehr persönliche Darstellung des jüdischen Glaubens. Mit dem Roman "Nie endet der Karneval" brachte er 1965 eine amüsante Geschichte eines gestressten Public-Relations-Experten aus New York zu Papier, der auf einer Karibik-Insel als Hotelbesitzer aussteigen will.

Nach jahrelangen Recherchen in Deutschland, England, Italien, Frankreich, Polen, Israel und der damaligen Sowjetunion meldete sich Wouk in den 70er Jahren mit zwei Monumentalwerken zurück. Mit "The Winds of War" (dt. Der Feuersturm) von 1971 und der sieben Jahre später erschienenen Fortsetzung "War and Remembrance" (Feuersturm und Asche) arbeitete er die Geschichte des Zweiten Weltkriegs zu einem amerikanischen Epos auf. Beide Bestseller wurden mit Millionenaufwand zu erfolgreichen, in vielen Ländern gesendeten Fernsehserien verarbeitet.
In "Feuersturm" spielte Robert Mitchum unter der Regie von Dan Curtis den Amerikaner Victor Henry, der 1939 als Marine-Attache nach Berlin versetzt wird. Seine Familie wird nach und nach in den Feuersturm des Krieges mit hineingezogen. Gedreht wurde 13 Monate lang in sechs Ländern auf zwei Kontinenten mit einem Riesenaufgebot an Statisten und Kostümen. Auch in dem zweiten Teil der Weltkriegssaga, dem aufwendigsten TV-Projekt der 1980er Jahre, übernahm Mitchum wieder die Hauptrolle.

2012 vermachte Wouk der Washingtoner Library of Congress, der größten Bibliothek der Welt, seine persönlichen Aufzeichnungen, die er in den 1930er Jahren begonnen hatte, mehr als 90 Bände Zeitgeschichte. Im Gegenzug erhielt der Schriftsteller einen Preis für sein Lebenswerk. Bei der Verleihung zitierte Wouk den Philosophen Isaiah Berlin. "Du bist ein Kunstschaffender gewesen. Es gibt nichts Besseres, was man aus seinem Leben machen kann", habe Berlin einmal zu ihm gesagt. "In diesem Moment neige ich dazu, dies zu glauben".

Herman Wouk hatte bis zuletzt an einem neuen Roman geschrieben. Nun  starb der dreifache Vaterlaut seinem Literaturagenten Amy Rennert im Schlaf in seinem Haus in Palm Springs/Kalifornien.