Auch über 75 Jahre nach seinem Tod hält Stefan Zweig (1881-1942) Literaturwissenschafter und Leser in Schwung. Am Montag (19. November) wird in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur das im Frühjahr erschienene 1000-seitige Stefan-Zweig-Handbuch vorgestellt, an dem im Stefan Zweig Zentrum Salzburg sechs Jahre lang gearbeitet wurde. Es ist nicht die einzige Neuerscheinung der jüngsten Zeit.

Das Handbuch, an dem 70 Autoren aus elf Ländern mitgearbeitet haben, "bringt die Forschung auf den neuesten Stand und präsentiert erstmals Leben, Werk und Wirkung Zweigs in einer kulturgeschichtlichen Einheit. Die historischen, philosophischen und ästhetischen Koordinaten seines OEuvre bilden den Rahmen für detaillierte Werkanalysen", wirbt der De Gruyter Verlag. Der internationale Erfolg der Filme "The Grand Budapest Hotel" und "Vor der Morgenröte" habe neues Interesse an Leben und Werk des Dichters entfacht, schreiben die Herausgeber in ihrem Vorwort. In vielen Ländern seien in den vergangenen Jahren neue Textausgaben oder wissenschaftliche Arbeiten zu seinem reichhaltigen Werk erschienen. Dem wolle man mit einem konzentrierten Überblick Rechnung tragen.

Klemens Renoldner, der am Montag gemeinsam mit Co-Herausgeber Arturo Larcati den gewichtigen Band vorstellt, ist auch Mitherausgeber der "Salzburger Ausgabe", einer auf sieben Bände angelegten Edition des erzählerischen Werkes von Stefan Zweig, die im Wiener Zsolnay Verlag erscheint. Nach den "Sternstunden der Menschheit" ist kürzlich unter dem Titel "Vergessene Träume" der zweite Band erschienen, der frühe Texte (1900-1911) versammelt, darunter die mehrmals verfilmte Novelle "Brennendes Geheimnis".

Das Stefan-Zweig-Handbuch
Das Stefan-Zweig-Handbuch © De Gruyter Reference

Texte aus dem Nachlass hat dagegen Klaus Gräbner, der unermüdliche Aufspürer bisher unbekannter oder verschollener Schriften des großen Autors, für die Edition Roesner zusammengetragen: "Vor dem Sturm. Europa zwischen 1900 und 1914" zeigt Stefan Zweig als hellsichtigen Warner und Zeitzeugen einer Epochenwende. Ein nicht nur im "Gedenkjahr 2018", sondern auch angesichts aktueller europäischer Krisen erschreckend aktuelles Buch.

"Stefan-Zweig-Handbuch", Hrsg. v. Arturo Larcati, Klemens Renoldner, Martina Wörgötter, De Gruyter Reference, 1004 Seiten, 199,95 Euro, ISBN 978-3-11-030415-2.
Präsentation am Montag, 19.11., 19 Uhr, in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, Wien 1, Herrengasse 1.

Stefan Zweig: "Vergessene Träume", herausgegeben und kommentiert von Elisabeth Erdem und Klemens Renoldner, Zsolnay Verlag, 592 Seiten, 26 Euro, ISBN 978-3-552-05874-3.

Stefan Zweig: "Vor dem Sturm. Europa zwischen 1900 und 1914", Edition Roesner, 144 Seiten, 22,90 Euro, ISBN 978-3-903059-70-2