Seine Bücher verkaufen sich international in Millionenauflagen und wurden mehrfach ausgezeichnet. Håkan Nesser, 68, zählt zu Schwedens bekanntesten Autoren. Einige seiner frühen Erzählungen wurden nun als Trilogie verfilmt. Jüngst ist der Auftakt, „Intrigo – Tod eines Autors“ mit Ben Kingsley und Benno Fürmann, in unseren Kinos angelaufen.

Stimmt es, dass Kino für Sie absolutes Neuland ist?
HAKAN NESSER: Von dem ich keinerlei Ahnung habe. Die Initiative kam von Daniel Alfredson, der zwei der drei Teile der „Millennium“-Trilogie inszeniert hatte. Erst sollte es nur ein einziger Film werden, die Idee, auch hier eine Trilogie in Angriff zu nehmen, stammt von ihm, und bei ihm wusste ich mich in den besten Händen.

Haben Sie die Dreharbeiten zu „Intrigo“ besucht?
Zweimal. Einmal, um mit dem Hauptdarsteller Benno Fürmann zu plaudern, und dann noch am letzten Drehtag.

Es heißt, Sie hatten einen Kurzauftritt im Film.
Ja, in einer Szene, die in einer Bibliothek in Antwerpen spielt. Da zeigte sich, dass ich als Schauspieler total unbegabt bin. An dieser Szene, die im Film einige Sekunden dauert, mussten sie wegen mir vier Stunden drehen.

Verraten Sie uns ein prägendes Kinoerlebnis?
Hitchcocks „Die Vögel“. Da habe ich mich, damals war ich noch ein Jugendlicher, sehr gefürchtet. Und beim Heimgehen sah ich überall Vögel auf den Bäumen sitzen. Da war ich noch erschrockener als im Kino.

Sind Sie ein eifriger Kinogeher geblieben? Was glauben Sie, wo ich stehle? Im Kino und aus anderen Büchern, man nennt das Recycling.

In Ihren Romanen bevorzugen Sie die feine Klinge.
Ich versuche, realistisch zu sein. Die Wirklichkeit ist oft unglaublich grausam. Denken Sie an den Mord an einer Journalistin in diesem dänischen U-Boot und die Zerstückelung ihrer Leiche. Hätte ich das in einem Buch geschrieben, hätten die Leser empört gesagt: Der ist verrückt! So was gibt es nicht! Ich persönlich mag absolute Brutalität nicht. Ich mag sie nicht sehen und nicht darüber schreiben. Ich hätte auch Horror davor, würde jemand ein Verbrechen aus meinen Büchern nachahmen. Daher findet Gewalt bei mir nur zwischen den Zeilen statt.

Wie läuft Ihr Schreibprozess?
Am Anfang steht natürlich die Idee. Wenn ich beginne, muss ich noch gar nicht die ganze Geschichte wissen. Das ist auch lustiger. Ich lasse mich gerne von mir selbst überraschen. Ich weiß, viele Schriftsteller kennen bereits am Anfang das Ende. Ich nie. Als ich noch Lehrer war, bekam ich viele gute Ratschläge. Darunter: Der Anfang ist immer kompliziert. Nachher wird es noch komplizierter. Und je näher das Ende rückt, umso hilfloser wirst du. Habe ich alles hinter mir.

Überwiegt heute die Routine?
Nein. Vielleicht hätte ich es gerne, à la: gut frühstücken und dann täglich drei bis vier Stunden schreiben. Ich versuche, das seit 25 Jahren aufzubauen, aber ich habe es bis heute nicht geschafft.

Wer sind eigentlich Ihre strengsten Kritiker?
Meine Frau Elke und mein Hund. Wenn ich dem Hund vorlese und er verlässt trotzdem den Raum, dann weiß ich: Es war nicht gut. Manchmal füttere ich ihn vorher, damit er länger bleibt.

Können Sie schon etwas über Ihr nächstes Buch erzählen?
Gewiss. Es heißt „The Left Handed Club“ und meine beiden Kriminalisten Van Veeteren und Barbarotti werden erstmals gemeinsam ermitteln.