Es könnte eine schöne Fahrt sein von Florida nach Chicago. Oder mehr noch: eine wunderbare Reise. Es sei denn, du bist schwarz und befindest dich in den 1950er-Jahren, dann hast du nicht nur ein Problem, sondern sehr viele sogar. Wo essen, wo halten, wie sich verhalten? Merke: Hängt die Konföderiertenfahne vor dem Haus, fährst du besser weiter.

Veteranen sind hierzulande weiß, das spürt der junge Atticus, der tapfer für sein Land im Koreakrieg gekämpft hat, schon sein ganzes Leben lang. Das sind seine Alltagsprobleme. Und die kann er im Moment überhaupt nicht gebrauchen, denn: Sein Vater Montrose ist verschwunden. Gemeinsam mit seinem Onkel George, Herausgeber des „Safe Travel Negro Guide“, und seiner Jugendfreundin Letitia folgt Atticus der Spur nach „Lovecraft Country“, dem Epizentrum des Fremdenhasses und Sitz einer Geheimloge von Rassisten, die nichts weniger als die Weltherrschaft übernehmen möchte. Doch das Ende der Reise ist es nicht, es ist ihr Anfang. Und sie erzählt davon, wie das Leben jedes einzelnen Familienmitgliedes durch Rassismus verändert ein besseres verhindert hat.

30 Jahre lang hat Autor Matt Ruff die Idee zum Buch mit sich herumgetragen – jetzt ist es aktuell wie nie. Und ein typischer Ruff, was so viel heißt wie: ein ernstes Lied mit sehr schräg-komischen Zwischentönen. Zauberer, ein fremder Planet und ein rassistischer Hausgeist inklusive. Nicht zuletzt ist „Lovecraft Country“ auch eine kleine, feine Rache an Horrorautor H. P. Lovecraft, der dem Rassismus nicht ganz abgeneigt war. Wie am Puls der Zeit das Buch ist, zeigt, dass der Serienriese HBO den Plot gerade in eine Serie verwandelt. Als Produzent fungiert neben J. J. Abrams („Star Wars“) auch Jordan Peele, der für das Drehbuch zu seinem satirischen Rassisten-Horror-Thriller „Get Out“ heuer einen Oscar abgeräumt hat.