A Night Out

Je leiser, desto lauter. Dass nachts im Wald die Stille regiert, ist eine dieser urbanen Irrtümer, die sich hartnäckig halten. Wer mehr wissen will, kann bei La Strada einchecken, Bed & Breakfast unter den Bäumen, das Festival hat längst auch den Naturraum zur Spielwiese erklärt. Die Gastgeber sind hochkarätig: In der Pension "Wald" begrüßen die Performer Martha Navaridas und Alex Deutinger sowie der bildende Künstler Bernhard Wolf. Abgeholt vom La-Strada-Bus, geht es mit Schlafsack und Gelsenschutz nach Kalkleiten im Norden von Graz. Erste Regel: keine Handys, die Alltagswelt bleibt am Waldrand zurück. Dann, der Erstkontakt: Wie lange die drei Künstler schon im Dickicht wohnen, lassen baumgewordene Outfits vermuten. Stumm folgt man ihren Schritten, bergan, immer bergan.

Wer den Aufenthalt im reizend eingerichteten Bed & Breakfast im "Wald" noch vor sich hat, dem sei an dieser Stelle nicht mehr verraten. Die Überraschung ist der halbe Gewinn, und der ist bei diesem stillen, speziellen La-Strada-Projekt nicht zu klein. Dass auch für die Sicherheit gesorgt ist, wurde unfreiwillig getestet: Ein herannahendes Gewitter machte die Nacht zum Tag und dem Abenteuer ein plötzliches Ende. Die Festivalleitung schickte die mit Stirnlampen ausgestattete Schicksalsgemeinschaft sicherheitshalber zurück in die Urbanität.

Weitere Termine: täglich bis 5. August, jeweils 17 Uhr bis 10 Uhr des Folgetages.

Estrada al paradís

Ein Hoch auf diese internationale Partnerschaft! Am Samstagabend lud La Strada unter dem Motto "Estrada al paradís" auf den Grazer Hauptplatz zu einer "Hoch-Zeit" der Kunst. Eingestimmt wurde die zahlreich erschienene Festgesellschaft mit andächtigem bis beschwingt-fröhlichem Frauengesang des katalanischen "Cor de Noies de l'Orfeó Català". Kaum waren dessen Melodien verstummt, kündigten sich mit dumpfen Bässen aus der Ferne schon die nächsten Gäste an.

Das Publikum reckte sich neugierig, bis über dem Meer aus Köpfen zunächst ein Bein, dann ein Arm und schließlich ein ganzer Körper emporragten. Da bedauerte es so manche, nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen zu können, um keine Sekunde des waghalsigen Treibens von "Gravity & Other Myths" zu verpassen, doch die humorvollen Schwerkraft-Antis waren dankenswerterweise umtriebig genug, das Publikum von allen Seiten ins Stauen zu versetzen.

Nach dieser im besten Sinne nervenaufreibenden Einlage wurde das Duo Zwermers herbeigetragen, das genug Stoff dabei hatte, um zu erzählen, wer sie alles sein könnten, und gleichzeitig die Frage in den Raum stellten, was wir unter modischen Hüllen verbergen.

Und weil bekanntlich jede anständige Vermählung mit einem rauschenden Fest endet, wurde das Publikum, angeleitet von Robert Hafner und beflügelt vom funkigem Blechsound der Band Bernhard Brassmann, mit einem zünftigen Boarischen in die After-Show-Party entlassen, zu der Anna Hiden den Gesang beisteuerte.